(ots) - Ein Kommentar von Reinhold Michels:
   Heiner Geißler, der auch im hohen Alter von Eitelkeit nicht freie 
Schlichter beim Bahnhof- und Infrastrukturprojekt Stuttgart 21, 
charakterisierte sich gestern als einen anthropologischen Optimisten.
Er setzt also auf eine dem Menschen innewohnende Vernunft. Vernunft 
als anthropologische Konstante - wenn das so wäre, woran man zweifeln
kann, dann müsste jetzt aber schleunigst in die Tat umgesetzt werden,
was seit beinahe zwei Jahrzehnten geplant, politisch diskutiert, 
gerichtlich bestätigt, vertraglich fixiert und zuletzt auch noch 
einmal begutachtet wurde: das Projekt Stuttgart 21. Es ist 
nachvollziehbar, dass der Schlichter nach monatelangem, vergeblichem 
Bemühen um Versachlichung der Debatte nicht wie ein Verlierer von der
so sehr geliebten Bühne abtreten mochte. Es wirkt ehrenwert und nicht
unglaubwürdig, dass der Schlichter aus Sorge vor mit Sicherheit zu 
erwartenden neuen Ausschreitungen am Stuttgarter Bahnhof und um den 
Bahnhof herum einen bis zuletzt geheim gehaltenen Vorschlag zur Güte 
gemacht hat. Aber das geht nicht: jemandem, der ein Baurecht besitzt 
und dessen gründliche Planungen soeben durch einen unabhängigen 
Gutachter bestätigt wurden, in letzter Minute in den Arm zu fallen, 
ihm aus Sorge um Ruhe am Bauzaun sein Recht zu nehmen. Auf nichts 
anderes liefe Geißlers Idee hinaus.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
 
Telefon: (0211) 505-2303