(ots) - Die Arbeit der Enquete-Kommission des
Brandenburger Landtages zur Aufarbeitung der Geschichte Brandenburgs
lässt die Emotionen allenthalben hochkochen. Kein Wunder: Geschichte
ist oft leidvoll, vor allem, wenn sie selbst erlebt wurde. DDR,
Stasi, Bevormundung - das sind Themen, die sich in die Seele brennen.
Dagegen hilft nur ein Höchstmaß an Objektivität in der
Geschichtsschreibung - möchte man meinen. Doch wer glaubt,
Geschichtsschreibung könne gänzlich objektiv sein, erliegt einer
Illusion. Es kommt immer auf die Formulierung an. Und selbst dann,
wenn ein überzeugend sachlich verfasster Bericht in die
Öffentlichkeit kommt, steht noch lange nicht fest, was damit
geschieht: Ein Leichtes ist es, wissenschaftliche Daten zu
instrumentalisieren - zum Beispiel, um ein politisches Ziel zu
erreichen oder einem ungeliebten Zeitgenossen zu schaden. Die
Nebenwirkungen der Geschichtsaufarbeitung führen oft zu allergischen
Reaktionen: Können wir nicht endlich einen Schlussstrich ziehen? Man
möchte es sich manchmal wünschen, aber Geschichte kennt keinen
Schlussstrich. Sie schreibt sich unentwegt fort. Wie ein Puzzle setzt
sie sich zusammen, bei dem jedes neue Teil erst Sinn macht, wenn es
im Zusammenhang mit den anderen Teilen wahrgenommen wird. Solange es
geschichtsbewusste Menschen gibt, die sich von der Aufklärung des
Vergangenen Erlösung und Zukunft versprechen, wird
Geschichtsschreibung weitergetrieben. Die Medien können sich diesem
Prozess nicht verschließen. Sie müssen sich immer noch den Fragen
einer untergegangenen Epoche stellen. Erst recht, wenn sich die
Enquete-Kommission wie jetzt mit der Medienlandschaft beschäftigt.
Die "Lausitzer Rundschau" könnte sich zurücklehnen, denn sie hat
bereits vor Jahren Aufklärung vehement betrieben, so stellt es auch
der Bericht der Enquete-Kommission dar. Das bedeutet aber nicht, dass
das Medienhaus sich seiner SED- und Stasi-Vergangenheit nicht bewusst
ist. Im Gegenteil: Wo Medien einst selbst zu einem willfährigen
Instrument staatlicher Herrschaft degradiert wurden, wird deren
Verantwortung, die Freiheit des Einzelnen zu verteidigen, zur
besonderen Pflicht. Das Persönlichkeitsrecht zu verteidigen heißt
aber auch jene zu schützen, die sich plötzlich an einem kollektiven
Pranger wiederfinden. So ist es in manchen deutschen Blättern schick,
Brandenburg als ewig gestriges Stasiland zu brandmarken. Das ist nur
möglich, weil sich das Land seiner Vergangenheit offen stellt. Es
zahl den Preis der Offenheit. Und Offenheit gehört den Mutigen.
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