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tz München: Kalkofes Abrechnung mit dem Fernsehen! In der tz kritisiert der Mediensatiriker das Programm und die Moderatoren

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(ots) - Das sind mal gute Nachrichten aus der Fernsehwelt:
Oliver Kalkofe will mit seiner Kultsendung "Mattscheibe", die zuletzt
auf Pro7 (2003 bis 2008) ausgestrahlt wurde, wieder auf Sendung
gehen: "Ich bin gerade in Gesprächen mit diversen Sendern", sagte der
Fernsehsatiriker der tz. Und: "Zapping", die Show der größten Pannen
und Peinlichkeiten im deutschen Fernsehen, kehrt ab kommenden Samstag
mit einer großen Eröffnungsshow zurück! Kleiner Wermutstropfen: Das
Format läuft montags bis freitags - verschlüsselt auf Sky! Aber im
Internet und am Wochenende kann jeder, auch nicht Sky-Kunden, ein
unverschlüsseltes Best-of der Woche sehen. Im Gespräch mit der tz
erklärt der 45-jährige Niedersachse, wie er über das deutsche
Fernsehen denkt. Das sagt -Oliver Kalkofe über ...

... Germany's next Topmodel: "Die Sendung macht mich richtig
wütend, weil sie gefährlich ist. Deutschland sucht den Superstar ist
viel Geschäftemacherei, aber die Show hat Unterhaltungswert, weil es
im Grunde darum geht, ein Talent zu finden. Bei Topmodel wird ein
Talent gefunden, das schön ist, geradeaus laufen kann und keine
Widerworte hat. Das ist ein Schlag in die Fresse für jede Art der
Emanzipation. Die Mädchen werden militärisch gedrillt, zu machen, was
man ihnen befiehlt, und dabei sollen sie gut aussehen. Ein
grauenhaftes Weltbild, das von vielen jungen Mädchen vor dem
Fernseher so geglaubt und übernommen wird. Wer einen eigenen Kopf und
Widerworte hat, fliegt raus, wer lächelt und gehorcht, wird berühmt.
Dazu dann diese widerwärtige Heuchelei, wie lieb sich alle haben,
dabei sind die einzigen Tugenden, die gefördert werden, Zickigkeit
und Dummheit."

... die Zukunft von "Wetten, dass..?": "Das wird noch ewig dauern,
bis sie sich beim ZDF entschieden haben. Das ZDF hat auch vielmehr
das Problem, dass die Sendung neu überdacht werden muss. Einfach den




Moderator auszutauschen reicht nicht - "Wetten, dass..?" geht an der
Zeit vorbei, konzipiert für das TV-Verhalten der 80er-Jahre. Jede
Sendung ist vorhersehbar und per Liste abzuhaken: Da kommt ein
Sportler, dann ein ZDF-Schauspieler, ein US-Schauspieler und dann
einer, der lustig sein soll. Bei der Musik läuft ein 80er-Hit, einmal
modern, einmal Musical - zack, zack, zack. Und dazwischen Thomas
Gottschalk, der nicht weiß, wer da überhaupt neben ihm sitzt. Das ist
echt mühsam!"

... die Qualität im Fernsehen: "Der Look und die Technik sind
heutzutage in einigen Formaten nahezu perfekt. Aber inhaltlich wird
das Ganze immer fragwürdiger. Professioneller wird es sicher nicht,
wenn nur noch Moderationsmaschinen zum Einsatz kommen. Ob ein Marco
Schreyl (RTL) oder ein Stefan Gödde (Pro7) moderiert - ich kann und
will die nicht auseinanderhalten: Die haben die gleiche Frisur, die
grinsen gleich und haben den gleichen Anzug. Würde ich die parodieren
- ich sähe beide Male gleich aus. Man hat heute keine Reibungspunkte
mehr, die sind alle gleich eklig! Es wird immer schwerer, bei der
neuen Qualität im Fernsehen, mit all den Dokusoaps, Telenovelas und
dem Reality-Zeug, wiedererkennbare Gesichter zu finden. Man weiß beim
Durschschalten gar nicht mehr, wo man ist - bei Betrugsfällen,
Verdachtsfällen, Mitten im Leben, außerhalb des Lebens. Alles
Begleitkram, der nur noch weggesendet wird! Der Großteil des
Fernsehen ist heute von vornherein darauf ausgelegt, sich und die
Protagonisten lächerlich zu machen. Heute Star zu sein, bedeutet
bereit sein, ausgelacht zu werden.

... Pannen im Fernsehen: "Es wird schwieriger, eine Sendung wie
Zapping zu gestalten. Es gibt im Vergleich zu den 90er-Jahren immer
weniger Live-Fernsehen, das gute Pannen und Versprecher liefern
könnte. Bis vor fünf Jahren gab es noch viele
Live-Unterhaltungsformate und Gameshows mit lustigen Momenten und
natürlichen Situationen. Aber damals war noch Leben in den Formaten.
Was heute an Reality- und Dokusoap-Formaten geboten wird, sieht aus,
als wäre es mit der Digi-Cam beim Nachbarn gedreht. Da ist für
Zapping kein Spielraum mehr. Live sind noch das Frühstücksfernsehen,
Sport, einige Shows und viele kleine neue Astro- und Shoppingsender.
Dort wird man sich jetzt viel mehr bedienen müssen."

... das TV-Nutzungsverhalten: "Die Zeit, in der man sich mit der
Familie vor den Fernseher setzte und sagte: "Na, schauen wir doch
mal, was der uns heute so zu bieten hat", ist eindeutig vorbei. Das
Nutzungsverhalten hat sich definitiv geändert bei allen, die es sich
leisten können. Die einen haben Geld und können sich DVDs oder Pay-TV
leisten, die anderen haben das Know-how, wie man sich die
interessanten Inhalte illegal aus dem Netz zieht. Man muss für gutes
Fernsehen entweder im Untergrund leben und illegal die Serien
irgendwo herunterladen oder aber als Mitglied der Elite DVDs kaufen
und Pay-TV abonnieren. Aber die Mittelschicht bleibt außen vor. Der
ehrliche Zuschauer wird verarscht! Ich schaue beispielsweise sehr
gerne Serien wie 24, True Blood, Mad Men, Breaking Bad. Aber das
läuft, wie gesagt, nur im Pay-TV, heimlich nachts oder auf
Nischensendern wie ZDFneo. Da denke ich immer: Das müsste doch
eigentlich auf dem regulären ZDF laufen - und das andere Zeug im
Spartenkanal."

Interview: Tina Layes



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Datum: 31.05.2011 - 17:22 Uhr
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