(ots) - 43 Verhandlungstage, ein stetes Wechselbad der
Gefühle. Ist Jörg Kachelmann, der sympathische Wetterfrosch mit dem
Wuschelkopf, einer rachsüchtigen Ex-Geliebten zum Opfer gefallen?
Einer frustrierten Regional-Radiomoderatorin, die fernab der Realität
elf Jahre lang von einer zukunftsträchtigen Beziehung zu dem Promi
träumte? Oder war dessen jungenhaftes Lachen reine Fassade und er am
Ende doch ein Frauen reißender Wolf im Schafspelz? 14 Lausemädchen
soll er ja gehabt haben, viele nebeneinander. Vielleicht hat er ja
doch das entscheidende "Nein" ignoriert? Wer hat gelogen? Während der
Großteil der Öffentlichkeit längst zu einem Urteil gekommen war, tat
sich die Justiz - zum Glück - schwerer. Doch am Ende konnte auch das
Gericht diese Fragen nicht eindeutig beantworten. Da halfen keine
Gutachter, keine Zeuginnen, keine DNA-Analyse, kein kämpferischer
Staatsanwalt, kein polternder Verteidiger. Dieser Prozess kennt keine
endgültige Wahrheit. Und dem Gericht blieb so nur "in dubio pro reo",
im Zweifel für den Angeklagten. Vergewaltigungsopfer werden es sich
in Zukunft wohl noch genauer überlegen, ob sie ihre Peiniger
anzeigen. Studien zeigen, dass jede vierte Frau einmal im Leben
sexuell missbraucht wird. Aber nur 8000 Fälle pro Jahr landen vor dem
Richter. Unabhängig vom Urteil konnte jeder während des
Kachelmann-Prozesses miterleben, was auf eine Frau zukommt. Nicht
nur, dass sie Intimstes vor Fremden preisgeben muss, sie durchlebt
die Qualen erneut. Man kann nur hoffen, dass dieser Prozess keine
Signalwirkung hat. Vergewaltiger gehören bestraft, und zwar mit aller
Härte. Allerdings muss man sie eindeutig überführen können, sonst
landen am Ende Unschuldige im Knast.
Katrin Basaran
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