(ots) - Die medizinische Nothilfeorganisation ÄRZTE OHNE 
GRENZEN hat in einem offenen Brief an die Staats- und Regierungschefs
der EU die widersprüchliche europäische Libyen-Politik stark 
kritisiert. Einerseits erheben die EU-Staaten den Anspruch, mit dem 
Eingreifen in den Krieg Zivilisten zu schützen. Andererseits 
schließen sie gleichzeitig die Grenzen für die Opfer dieses Krieges -
unter dem Vorwand, einen massiven Zustrom illegaler Einwanderer 
verhindern zu müssen. Der Brief wurde an Bundeskanzlerin Angela 
Merkel sowie an führende Politiker in 13 weiteren europäischen 
Staaten und auf EU-Ebene verschickt und am Donnerstag in mehr als 13 
europäischen Tageszeitungen veröffentlicht.
   "Die europäischen Regierungen führen Krieg in Libyen aber weigern 
sich, Verantwortung für die Opfer zu übernehmen. Solange die Menschen
in Nordafrika gegen ihre Regierungen aufbegehren, werden sie als 
Vorkämpfer der Demokratie betrachtet, die man schützen und befreien 
muss. Wenn sie aber auf der Flucht vor Repressalien dieses Systems 
das Mittelmeer überqueren, sind sie plötzlich illegale Einwanderer", 
sagt Frank Dörner, Geschäftsführer von ÄRZTE OHNE GRENZEN in Berlin. 
"Es ist beschämend, dass die Bundesregierung jegliche Verantwortung 
für diese Flüchtlinge zurückweist."
   ÄRZTE OHNE GRENZEN verweist auf die Diskrepanz zwischen der Hilfe 
der Nachbarländer Libyens und der Politik der EU-Staaten: Während 
Tunesien und Ägypten unter schwierigsten Bedingungen  fast 630.000 
Flüchtlinge aufgenommen haben, weisen die europäischen Länder 
Bootsflüchtlinge zurück, die bei der Überfahrt aus Libyen ihr Leben 
riskieren.
   "Die Menschen, die wir in Lampedusa betreuen, berichten von 
Drohungen und Gewalt, die sie in Libyen erfahren haben. Einige wurden
geschlagen oder haben gesehen, wie ihre Freunde vor ihren Augen 
gestorben sind", sagt Loris De Filippi, Einsatzleiter von ÄRZTE OHNE 
GRENZEN. "Nach einer langen Reise, auf der sie ihr Leben riskiert 
haben, kommen sie völlig erschöpft an und sind oft unterkühlt. Wenn 
sie Europa erreichen, finden sie inakzeptable Aufnahmebedingungen vor
und sind mit einer völlig unsicheren Zukunft konfrontiert."
   In dem offenen Brief verweist ÄRZTE OHNE GRENZEN auf die 
juristische Verpflichtung, die Rechte von Kriegsopfern zu schützen. 
Die Organisation fordert, dass die Flüchtlinge nicht aus europäischen
Hoheitsgewässern oder von europäischem Boden ins Kriegsgebiet 
abgeschoben werden dürfen, dass angemessene Aufnahmebedingungen in 
Europa sichergestellt und dass der Zugang zu einem rechtmäßigen 
Asylverfahren garantiert werden muss.
   Teams von ÄRZTE OHNE GRENZEN leisten den Opfern des Krieges in 
Libyen in den Städten Misrata, Bengasi und Sintan Hilfe - sowie in 
Tunesien und auf der italienischen Insel Lampedusa. Sie werden 
täglich Zeugen der Auswirkungen des Konflikts auf Zivilisten.
Pressekontakt:
Vermittlung von Interviews, Fotos und eine Dokumentation von 
Flüchtlingsschicksalen: Stefan Dold, Tel.: 030 700 130 230, 
Christiane Winje, Tel.: 030 700 130 240
      
  
  
  
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