(ots) - Nur mal zur Erinnerung: Einst im Mai, also vor
nicht einmal einem Jahr, lag der FC Bayern dem kauzigen Fußballlehrer
Louis van Gaal zu Füßen. Hatte doch der Holländer den Münchnern mit
dem Einzug ins - letztlich gegen Inter Mailand verlorene -
Champions-League-Finale von Madrid wieder jenes internationale
Renommee verschafft, nach dem sie so gieren. Obendrein bot sein Team
begeisternden Offensivfußball. Und Louis van Gaal empfand die
Atmosphäre im Klub als "warmen Mantel". Nun haben sie ihn eiskalt
rausgeschmissen. Diese Blitz-Scheidung hat jedoch nichts mit
Liebesentzug zu tun. Denn der einzige Kitt der Beziehung FC Bayern -
Louis van Gaal war der Erfolg. Die Vereinsoberen hatten nie eine
echte Zuneigung zu ihrem leitenden Angestellten entwickelt. Zu
herrisch, stur und bisweilen selbstherrlich trat van Gaal ihrer
Ansicht nach auf. Dass der 59-Jährige jedem in seinem Umfeld das
Gefühl vermittelt, weniger Ahnung vom Fußball als er selbst zu haben,
kratzte an der Autorität von Uli Hoeneß & Co. Entsprechend kräftig
wird nun verbal gegen den Coach nachgetreten. Nur: Wie Louis van Gaal
tickt, war Zeit seiner Karriere nie und nirgends ein Geheimnis. Der
FC Bayern hat also abermals einen Wunschtrainer verpflichtet, der
irgendwie und sowieso nicht zu diesem Klub passte - oder zumindest
nicht zu dessen führenden Köpfen. Es ist ja nicht das erste
Bayern-Missverständnis dieser Art: Jürgen Klinsmann lässt grüßen. Und
nun? Der eh schon durch das Verkünden der vorzeitigen Trennung am
Saisonende zur lahmen Ente degradierte Trainer ist weg. Im
Saisonendspurt richten soll's dessen gelehriger Schüler, der gerne
als Van-Gaal-Klon karikiert wird. Und dann kommt als Übergangslösung
für voraussichtlich zwei Jahre der Routinier Jupp Heynckes, der
selber schon mal ein Fünf-Spiele-Erbe in München war. Das alles sieht
nicht nach planvollem und durchdachtem Handeln aus, sondern spricht
für allgemeine Konfusion. Das Schreckgespenst Europa League sorgt für
hektischen Aktionismus an der Säbener Straße. Was bleibt von van
Gaals Arbeit? Allerhand. Er vermittelte der Mannschaft eine moderne,
attraktive Idee vom Spiel. Er entdeckte Supertalente wie Thomas
Müller und Holger Badstuber und verhalf ihnen zum Durchbruch. Er
stellte Bastian Schweinsteiger auf die Position, auf der dieser zum
Weltstar avancieren konnte. Louis van Gaal und die Bayern: Es hätte
eine glanzvolle Ära in München werden können. Nun bleibt es leider
eine Episode.
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