(ots) - Bei Bayer waren hohe Sonderlasten in der
Vergangenheit stets für eine Überraschung gut. Mit dieser Tradition
wollte oder konnte auch der neue Vorstandschef Marijn Dekkers nicht
brechen. Abschreibungen auf den Markennamen Schering und andere
außerplanmäßige Wertkorrekturen von zusammen fast 1 Mrd. Euro
drückten das Konzernergebnis im Schlussquartal sogar in die roten
Zahlen, obwohl der Konzern operativ seinen eingeschlagenen Kurs
fortsetzte. Das sorgte an der Börse zumindest vorübergehend für
Verwirrung, wie der anfängliche Kursrutsch um über 1% zeigte, auch
wenn die Aktie zum Handelsende wieder ein stolzes Plus von über 2%
aufwies.
Zwar ist es nicht außergewöhnlich, dass neue Vorstandschefs in
ihrem ersten Abschluss Altlasten beseitigen, um sich für die Zukunft
zu positionieren - Dekkers steht ja erst seit Oktober in der
Verantwortung als Vorstandsvorsitzender. Dass in den Sonderlasten,
die 2010 mit satten 1,7 Mrd. Euro zu Buche schlugen, von den
angekündigten Restrukturierungskosten von 1 Mrd. Euro noch kaum etwas
verarbeitet wurde, hinterlässt aber zumindest einen fahlen
Beigeschmack. Diese Kosten werden auf 2011 und 2012 sozusagen
vorgetragen.
Fortgesetzt wird darüber hinaus die Unart, über das Herausrechnen
von Sonderlasten ein brillanteres Bild zu zeichnen. Keine Frage, um
ein Geschäft in seiner operativen Entwicklung bewerten zu können,
sind bereinigte Kennziffern das probate Mittel. Gleichwohl sind
hinter Ergebnisgrößen wie das bereinigte Ergebnis je Aktie durchaus
Fragezeichen zu setzen, wenn sie zur alleinigen Bemessungsgrundlage
für beispielsweise die Ausschüttungssumme herangezogen werden.
Nicht von ungefähr wurde diese Kennziffer 2006 im Zusammenhang mit
der Schering-Übernahme eingeführt, ließen sich damit doch
akquisitionsbedingte Einflüsse korrigieren. Im Schlussquartal 2010
zahlte sich die Rechnungsart für Bayer abermals aus: Aus einem
Verlust von 0,18 Euro je Aktie wurde in bereinigter Rechnung im
Handumdrehen ein Gewinn von 0,95 Euro.
Letztlich kann aber auch die schönste Sonderrechnung nicht darüber
hinwegtäuschen, dass Bayer in ihren Kerngeschäften Healthcare und
Cropscience mit Margenproblemen kämpft - auch wenn das Unternehmen
seit dem Eintritt von Dekkers in den Konzernvorstand Anfang 2010 auf
die Vorgabe von Margenzielen explizit verzichtet.
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