(ots) - In Ägypten scheitert gerade, gottlob, auch der
Westen. Mit dem Diktatoren Mubarak fährt gleichzeitig auch ein ganz
wesentlicher, so genannter "realpolitischer" Politikansatz in die
Grube. Er lautet: Im Kampf gegen den Islamismus ist alles erlaubt.
Der Kampf der westlichen Demokratien gegen die Ausbreitung des
politischen Islam ist notwendig, kein Zweifel. Aber man darf in der
Auseinandersetzung mit diesem Beelzebub eben keinen Pakt mit dem
anderen Teufel schmieden. Es ist wirklich übel, wenn auf den
Tränengasgranaten der Polizei, die sie gegen das rebellierende Volk
einsetzt, "Made in USA" steht. Jene eineinhalb bis zwei Milliarden
US-Dollar "Militärhilfe" haben eben dazu gedient, einen
Unterdrückungsapparat am Leben zu erhalten.
Die Politik der USA folgte einem aus Südamerika oder den Zeiten
des Kalten Krieges gegen das Sowjetimperium bekannten Ansatz. So, wie
seinerzeit im Kampf gegen den Kommunismus alles erlaubt war, auch
Potentaten gegen deren Völker zu fördern, ist es das heute wieder,
wenn es um den Islamismus geht.
Freiheit ist nicht teilbar. Man muss das "Realpolitikern", die auf
diplomatischem Glattparkett ihre opportunistischen Geschäfte machen,
bisweilen entgegenhalten. Weshalb brauchte es erst den Aufruhr der
entrechteten und um ihre wirtschaftlichen Chancen gebrachten Jugend
Ägyptens, bis Obama und Clinton sich zu zaghafter Distanz gegen
Mubarak bereit fanden? Hat der amerikanische Geheimdienst etwa nichts
gewusst über die zunehmend untragbaren Zustände in diesem Land? Kaum
zu glauben. Und weshalb hat der Westen wenig bis nichts getan zum
Aufbau einer demokratischen Opposition in Ägypten?
Nun heißt es, auch aus Israel, lieber Mubarak als die
Muslimbrüder. Aber wer sagt, dass dies die einzige Alternative ist?
Nach allem, was Reporter aus Ägypten berichten, ist eins glasklar:
Diese Rebellion hat mit dem Islamismus nichts zu tun, im Gegenteil.
Vielleicht weiß die Generation Facebook, die jetzt in Ägypten auf der
Straße steht, sehr genau um den Charakter des politischen Islam,
weiß, dass diese Alternative keine ist; der politische Islam verheißt
nicht menschlichen und wirtschaftlichen Fortschritt, sondern
zivilisatorischen und ökonomischen Rückschritt (ausgenommen Dubai und
Co.).
Fazit: Der Westen, in erster Linie die USA, muss eine neue
Außenpolitik erfinden. Eine, die aus Furcht vor dem Islam nicht die
Demokratie erstickt, sondern fördert. Damit die Unterdrückten nicht
auf den Gedanken kommen, den Islam verlockender zu finden als die
Freiheit.
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