(ots) - Geld ist nicht alles. Wessen Leben oder Partnerschaft
wegen der Erfahrung sexueller Gewalt aus den Fugen geraten ist,
braucht mehr als einen unpersönlichen Scheck. Da helfen Therapien
mehr als schnöder Mammon - vor allem, wenn die Gewalterfahrung
jüngeren Datums ist. Bei den meisten Opfern, die sich in den
vergangenen Monaten gegenüber Kirche und Staat offenbart haben, liegt
die Leiderfahrung jedoch oft Jahrzehnte zurück. Therapien wurden in
dieser Zeit entweder gemacht oder aus persönlichen Gründen
unterlassen. Für all jene kommt das differenzierte Angebot der
katholischen Kirche, das gestern bei Beratungen am Runden Tisch
eingebracht wurde, zu spät. Diese Menschen brauchen ein Eingeständnis
des ihnen widerfahrenen Unrechts - in Worten und in Taten, das heißt
in Form einer Genugtuung. Eine wirkliche Wiedergutmachung wird keine
Geldsumme leisten können. Wie hoch sie auch sei. Die katholische
Kirche will auch zahlen - nicht pauschal, sondern nach individuellem
Leid. Das klingt nach mehr Gerechtigkeit, doch bürdet dieser Weg den
Opfern neue Lasten auf. Sie müssen mit ihrer Leiderfahrung erneut
hausieren gehen - bei Tätern, die oft hochbetagt sind, oder bei
Bischöfen und Orden, von denen sich nicht jeder dem Thema stellen
will. Es ist zwar nachvollziehbar, dass jene, die Unrecht begangen
haben, dafür auch individuell zur Verantwortung gezogen werden
sollen. Doch die Vorgänge in der katholischen Kirche gehen über diese
Ebene hinaus. Da gab es nicht nur einzelne Schwarze Schafe unter
Klerikern, sondern ein System, das nicht sehen und nicht hören
wollte. Auch dem muss die "Buße" gerecht werden.
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