(ots) - Ein Plus von 3,6 Prozent beim Lohn in der
Stahlindustrie ist für die IG Metall ein Ergebnis, das sich sehen
lassen kann. Der jetzt mit den Arbeitgebern vereinbarte Abschluss ist
nicht zuletzt dem hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad der
Stahlwerker zu verdanken. So kurz nach der tiefgreifenden Krise
konnten die Konzerne nicht riskieren, dass der noch junge Aufschwung
in der Branche durch Arbeitskampf abgewürgt wird. Die Erleichterung
über die Einigung spiegelte sich gestern auch an der Börse, wo die
Aktien von ThyssenKrupp und Salzgitter Aufwind bekamen. Noch viel
höher, weil strahlkräftiger, ist aber der Erfolg der IG Metall bei
den Zugeständnissen der Arbeitgeber zur künftigen Bezahlung von
Leiharbeitern einzuschätzen. Sie bekommen künftig für die gleiche
Arbeit das gleiche Geld - eine klare Absage an eine
Zwei-Klassen-Gesellschaft am Hochofen. Die Stahlunternehmen werden
das relativ leicht verkraften können. Setzen sie doch nur wenige
Leiharbeiter ein. Namentlich ThyssenKrupp hielt in der Not die
Belegschaft ohnehin über den Einsatz von Kurzarbeit zusammen. Die IG
Metall kann sich nun aber auf die Fahnen schreiben, gleich beim
ersten großen Tarifabschluss nach der schweren Wirtschaftskrise ein
deutliches tarifpolitisches Zeichen in Richtung auch anderer Branchen
gesetzt zu haben. Eigentlich sollte Leiharbeit dazu dienen,
Arbeitslose - möglichst per "Klebeeffekt" dauerhaft - in Lohn und
Brot zu bringen und Firmen flexibler auf Auftragsspitzen reagieren zu
lassen. Doch dieses Instrument wird zunehmend missbraucht. Immer mehr
Unternehmen setzen im Aufschwung auf Leiharbeit und befristete
Verträge, statt Stellen für Festangestellte zu schaffen. Wenn
Leiharbeit aber reguläre Arbeitsplätze vernichtet, wenn Heuern und
Feuern zur Normalität wird - dann läuft etwas falsch. Da kommt das
Signal der Stahlkocher zur richtigen Zeit: Es erhöht den Druck auf
andere Wirtschaftszweige, es ihnen gleichzutun.
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