(ots) - Vielleicht war es ihm einfach zu blöde, nur noch
deswegen weiter als Ministerpräsident zu amtieren, weil die
rot-rot-grünen Gegner einfach zu dusselig waren, etwas Vorzeigbares
aus ihrem Wahlerfolg zu machen. Roland Koch ist eben kein Mann der
zweiten Chance und nach seiner Niederlage beim Urnengang 2008, bei
dem er glatt ein Viertel seiner Wähleranteile verlor und bei knapp 37
Prozent endete, war ihm sicherlich klar, dass seine besten Zeiten in
der Landespolitik vorbei sein würden. Einfach nur noch weitermachen,
das passt nicht zu diesem Typ. Die Dame im Kanzleramt aber rief nicht
und so hat er sich selbst abberufen. Die CDU könnte ihre mangelnde
Fürsorge für den Frontkämpfer allerdings noch bedauern. Angesichts
der schwindenden Bindung vieler ihrer Anhänger an die
Bundes-Damencombo ist der Hesse zumindest zunächst einmal nicht zu
ersetzen. Seine Attacken gegen angeblich zu anspruchsvolle Ausländer
und Bezieher von Sozialleistungen mögen vielen zwar ein Graus sein,
sie lagen aber immer noch innerhalb jenes Bereichs, den man als
demokratisches Spektrum bezeichnen kann. Was jenseits von Koch droht,
schreibt sich gerade ein Bundesbänker von der Seele. Koch konnte
Ressentiments schüren, aber er vermied es, aus seinem Gebräu eine
Ideologie zu machen, die an die Grundlagen der Demokratie ging. Er
war Rechtsaußen, aber nicht Rechtsaußen vor. Er wäre heute als
Absicherung der schwankenden christdemokratischen Modernisierer rund
um die Kanzlerin wertvoller denn je. Er hat zu guter Letzt mit seinem
Abschied bewiesen, dass er auch für positive Überraschungen ganz
anderer Art taugt. Denn die Botschaft, dass es jenseits der Politik
auch noch ein Leben voller Möglichkeiten gibt, die braucht dringend
Botschafter wie ihn. Es ist schlimm genug, dass wir wieder und wieder
mit Politikerbiografien konfrontiert werden, die bruchlos vom
Schülersprecher bis zum Staatsbegräbnis durchgeplant werden. Ein
rechtzeitiger Abschied ist dabei zumeist völlig undenkbar. Und so
könnte der Abgang des Mannes, der die starken Sprüche liebt, zu guter
Letzt seine allerwichtigste Ansage werden. Jetzt beweist er einmal
beispielhaft ganz persönlich, dass es auch anders geht. Er wird
fehlen, aber mehr noch könnte er fehlen, wenn er doch dageblieben
wäre. Also wünschen wir ihm einen starken Abgang!
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