(ots) - Es ist verständlich, dass viele SPD-Politiker
über die Äußerungen von Bundesbankvorstand und Sozialdemokrat Thilo
Sarrazin empört sind. Seine Überlegungen, ob muslimische Migranten
nützlich sind, erinnern fatal an eine Zeit, in der viele
Sozialdemokraten ihr Leben im Widerstand riskierten. Der Hinweis auf
vermehrte Missbildungen in vielen Migrantenfamilien macht bewusst
oder unbewusst Anleihen bei unsäglichen Theorien von gutem und
schlechtem Erbgut. All das ist Sarrazin anzukreiden. Doch die
Sozialdemokraten sollten der Versuchung widerstehen, den umstrittenen
Finanzpolitiker aus ihren Reihen auszuschließen. Denn die Fragen, die
er anschneidet, treiben viele um, gerade auch Wähler der SPD. Wenn
die sich von Migranten im Wettbewerb um Arbeitsplätze bedroht oder
durch ihnen gewährte überhöhte Sozialleistungen ausgenützt fühlen,
werden sie womöglich nach undemokratischen Alternativen suchen. Die
SPD ist besser beraten, den Streit mit ihrem umstrittenen
Parteimitglied zu suchen. Wir brauchen eine offene Debatte über die
gesellschaftlichen Folgen des hohen Anteils an Migranten. Dabei
dürfen Tabus verletzt werden, nicht aber die Menschenwürde der
muslimischen Mitbürger.
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