(ots) - Der weltweite Druck muss massiv gewesen sein.
Sonst hätte der allmächtige Präsident des Weltfußballverbandes,
Joseph S. Blatter, nicht reagiert. Der beratungsresistente und
selbstverliebte Schweizer, der vor Monaten noch die harte
konservative Linie gegen jedes technische Hilfsmittel für
Schiedsrichter propagiert hat, lenkt nach den skandalösen
Fehlentscheidungen von Südafrika ein und verspricht Reformen. Das ist
für einen wie Blatter bemerkenswert. Und lässt nur den Schluss zu,
dass er ernsthaft um den Erfolg "seiner" Weltmeisterschaft fürchtet
und das Schiedsrichter-Thema zur Chefsache erklärt. Die Skepsis
gegenüber technischen Hilfsmitteln scheint angesichts der
dramatischen Fehlleistungen überforderter Referees Vergangenheit zu
sein. Die Tatsache, dass hochmoderne Kamerasysteme und ausgereifte
Übertragungstechniken den Fußball beherrschen, macht die Verweigerung
simpler technischer Hilfsmittel für die Schiedsrichter zu einem
Anachronismus. Da pfeifen Menschen nach Art der Steinzeit ein Spiel
der Moderne. Joseph Blatter entschuldigte sich bei den
Fußball-Verbänden Englands und Mexikos für die Fehlentscheidungen.
Canossagänge sind eigentlich die Sache des Schweizers nicht, aber
einer wie Blatter weiß um die beträchtlichen ökonomischen Folgen von
Fehlentscheidungen. Ob eine Mannschaft im Turnier bleibt oder nach
Hause fährt, lässt sich am Kontostand der Verbände ablesen. Der
Weltmeister erhält 22,1 Millionen Euro von der Fifa. Zehn Tage nach
dem Finale in Johannesburg werden sich die Gralshüter der
Fußballregeln in Cardiff versammeln, um über den Chip-Ball, den
Videobeweis oder Torrichter zu debattieren. Blatter will bis zum
Herbst alles auf den Prüfstand stellen. Bis dahin kann der Schweizer
nur hoffen, dass der Weltmeisterschaft in Südafrika weitere Aussetzer
der Schiedsrichter erspart bleiben. Das erste Turnier auf dem
schwarzen Kontinent, das Blatter nach Südafrika brachte, würde
ansonsten als ein Titelkampf der Fehlentscheidungen in die Geschichte
eingehen. Wenn das einer unbedingt verhindern will, dann es ist
Joseph Blatter. Deshalb kündigt er jetzt Reformen an. Auch wenn es am
Ende nur wieder ein Reförmchen werden wird.
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