PresseKat - Das stille Sterben der Kulturpflanzen

Das stille Sterben der Kulturpflanzen

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Wer kennt schon blaue Kartoffeln, gelbe Beete oder die Erdbeerminze? Was klingt wie die jüngste Züchtung aus dem Genlabor, sind in Wahrheit uralte Kulturpflanzen, die bis vor einigen Jahrzehnten noch auf Feldern und in Hausgärten wuchsen. Doch viele heimische Kulturpflanzen sind vom Aussterben bedroht, weil die industrialisierte Landwirtschaft sich auf wenige Sorten spezialisiert hat und das Massenangebot der Supermärkte genormte Arten bevorzugt. So stammen beispielsweise die Apfelsorten, die es weltweit in den Supermärkten ganzjährig zu kaufen gibt, von nur drei Muttersorten ab.

(firmenpresse) - Früher war die Vielfalt der Sorten auf den Äckern und in den Gärten viel größer. Vor allem die Bäuerinnen und Gärtnerinnen waren es, die ihr eigenes Saatgut vermehrten und über Generationen weitergaben. Mit den Änderungen unserer Lebensweisen ging im 20. Jahrhundert ein massiver Rückgang dieser Vielfalt einher. Immer weniger, dafür immer größere Saatgutunternehmen setzen vorrangig auf neue Züchtungen und Hochleistungssorten. Wer heute in die Saatgutregale der Bau- und Gartenmärkte schaut, sieht vornehmlich Hybridsorten z. B. von Tomaten oder Gurken, die sich nicht mehr selbst vermehren.

Mit dem Verschwinden der sogenannten alten Landsorten gehen nicht nur deren geschmackliche Variationen verloren, sondern auch – was weit schwerer wiegt – die kostbaren genetischen Eigenschaften solcher Nutzpflanzen. Denn diese stabilen Kulturgewächse, die von Menschen über Jahrhunderte, manche über Jahrtausende selektiert und gezüchtet wurden, bergen in ihrem Erbgut kostbare Krankheits- und Schädlingsresistenzen.

Im Übereinkommen über die Biologische Vielfalt haben sich bereits 1992 etwa 180 unterzeichnende Staaten verpflichtet, sich auch für den Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt einzusetzen. Europäische Aktionspläne und nationale Fachprogramme versuchen dem Sterben alter Kulturpflanzen entgegenzuwirken. Doch diese Versuche sind oft halbherzig, nicht ausreichend und werden oft von der Europäischen Union selbst wieder außer Kraft gesetzt.

So führt das fragwürdige Ziel der Europäischen Union, bis 2020 alle Autos mit mindestens 10 Prozent Agrarsprit zu betreiben dazu, dass deutschlandweit massiv Energiepflanzen wie Raps oder Mais auf riesigen, monotonen Feldern angebaut werden. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weisen seit Jahren nach, dass diese Form der Energiegewinnung aufgrund des hohen Maschinen- wie auch Dünger- und Pestizideinsatzes negativ für das Klima ist.

Mehr noch, das Berliner Umweltbundesamt (UBA) kommt bereits 1992 in seiner Studie "Ökologische Bilanz von Rapsöl/RME als Ersatz von Dieselkraftstoff" zu einem niederschmetternden Befund für Agrar-Diesel: Die Verwendung von Agrarkraftstoffen anstelle von Dieselkraftstoff leiste "keinen Beitrag zur Verminderung des Treibhauseffektes", heißt es in der Studie, sondern werde im Gegenteil eher für eine weitere Erhöhung sorgen.





Als besonders heiklen Punkt betrachten die UBA-Wissenschaftler die mineralische Düngung der Rapspflanzen. Zwei bis drei Prozent der eingebrachten Stickstoffmenge werden von Mikroorganismen im Boden zu Lachgas (Distickstoffmonoxid) umgewandelt, das in die Luft entweicht. Lachgas aber trägt nach Erkenntnis von Klimaforschern 300-mal stärker zum Treibhauseffekt bei als die gleiche Gewichtsmenge Kohlendioxid. Umgerechnet entspricht die Lachgasmenge, die bei der Produktion von nur einem Kilogramm Rapsöl entsteht, der Freisetzung von 1,75 bis 2,6 Kilogramm CO2.

Trotz aller Hinweise hält die EU wie auch die derzeitige Bundesregierung unbeirrt an diesem Ziel fest, den Ausbau von Energiepflanzen in Deutschland und Europa wie auch in den Schwellenländern finanziell zu fördern. Derzeit erhalten vor allem die großen Saatgutunternehmen Forschungsgelder für die Entwicklung weiterer neuer, genetisch veränderter Hochleistungspflanzen. Dabei wäre es wesentlich sinnvoller, diese Steuergelder für den Wiederanbau und die Vermehrung von alten, vielfach resistenten und mittlerweile selten gewordenen Kulturpflanzen einzusetzen.

Die Entwicklung ist wirklich beängstigend.", sagt Katja Wiese, Geschäftsführerin von Naturefund, "Die moderne Landwirtschaft führt zu endlosen Plantagen mit nur einer Feldfrucht. Die sind natürlich sehr anfällig für Schädlinge und so wird stark gespritzt. Wer heute rausgeht und sich die riesigen Felder genau anschaut, findet kaum noch Insekten, geschweige denn Vögel. Noch bis vor wenigen Jahren gab es bei uns kleine Felder, mit sehr unterschiedlichen Feldfrüchten und gesäumt von Gehölzen. Dieser Lebensraum verschwindet immer mehr und mit ihm die Arten."

Gemäß den Angaben der Vereinten Nationen gehört der Verlust des Lebensraums heute zu den wichtigsten Bedrohungen der Artenvielfalt. Laut UN-Umweltprogramm waren 2007 über 16.000 Arten weltweit vom Aussterben bedroht. Die Gesamtzahl der Arten soll zwischen 1970 und 2000 sogar um 40 Prozent abgenommen haben.

Der Verein Naturefund geht hier sehr pragmatisch vor und kauft noch intakte Naturflächen auf, die wie Oasen in der ausgeräumten Landschaft zumindest einigen Arten einen 'Über'-Lebensraum bieten. "Doch das wird auf Dauer nicht ausreichen.," so Wiese. "Wir brauchen mehr Maßnahmen und ein Umdenken der Politik wie auch der Menschen." Daher setzt Naturefund gezielt auf die Verbreitung von Informationen und den Aufbau von Netzwerken. Ende vergangenen Jahres kaufte Naturefund beispielsweise eine Streuobstwiese mit alten Obstbeständen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON).

Martina Adams, Expertin für alte Obstsorten, die dieses Projekt begleitete, stellt fest: "Bundesländer wie Hessen haben durch ihre Mittelgebirge und vielen Hügel den Vorteil, dass eine kleinteilige Landwirtschaft größtenteils erhalten blieb. Doch in Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder auch Brandenburg sieht es schon ganz anders aus. Hier finden sich vielerorts nur noch ausgeräumte Landschaften."

Diese Entwicklung betrachtet Adams mit äußerster Skepsis:"Wir verlieren so viel an Wissen über alten Obst- und Gemüsepflanzen und vor allem die vielen, regional sehr gut angepassten Sorten. Wenn es gelingen könnte, eine ökologische Landwirtschaft flächendeckend zu etablieren, hätten wir schon sehr viel gewonnen," so Adams. "Diese setzt nämlich auf den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen und vor allen Dingen auch auf eine Vielfalt der Arten."

Doch es regt sich Widerstand. Immer mehr Hobby-Gärtner und -Gärtnerinnen bauen alte Landsorten an und schaffen damit in ihren Gärten kleine Oasen mit einem reichen genetischen Potenzial. Auch Naturefund fördert in seiner Zusammenarbeit mit dem Kräuterhersteller LA'BIO den Anbau alter und seltener Kräuter. Hinter fremd klingenden Namen wie Erdbeerminze, Heiligenkraut oder auch Cistus verbergen sich vielfach alte Kräutersorten, die nun wieder im Handel zu finden sind. Zahlreiche Gartencenter in der Region haben ebenfalls umgedacht und bieten die biologisch produzierten LA'BIO-Kräuter in ihren Regalen an.

Mehr über die Kooperation mit den LA'BIO-Käutern erfahren Sie unter: www.naturefund.de/labio

Fotomaterial zur Pressemitteilung finden Sie unter: www.naturefund.de/presseaktuell

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Naturefund ist eine gemeinnützige Naturschutzorganisation, die weltweit Land kauft, um Lebensräume für die Vielfalt von Tieren und Pflanzen zu bewahren. Naturefund kauft Land für Natur, um Lebensraum für die Vielfalt der Arten zu bewahren. Seit seiner Gründung im Jahre 2003 hat Naturefund deutschlandweit Wiesen, Wälder, Feuchtgebiete und einen See gekauft. Im Zuge des Klimawandels kauft Naturefund verstärkt Wälder und forstet wieder auf. Aktuell forstet Naturefund am Rande des größten, noch zusammenhängenden Regenwaldes in Mittelamerika wieder auf. Gleichzeitig wurden in Europa 80.000 Bäume gepflanzt. Bereits mit 5,00 EUR können Sie Land schützen. Wir kaufen Land für Natur - Machen Sie mit! www.naturefund.de



Leseranfragen:


Katja Wiese, Naturefund e. V.
Sonnenberger Straße 20a
65193 Wiesbaden
www.naturefund.de

Tel.: +49 611 5045810-19
katja.wiese(at)naturefund.de

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Katja Wiese, Naturefund e. V.
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Datum: 15.04.2010 - 12:21 Uhr
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