PresseKat - Börsen-Zeitung: Zinspause in den USA, Marktkommentar von Kai Johannsen

Börsen-Zeitung: Zinspause in den USA, Marktkommentar von Kai Johannsen

ID: 1515620

(ots) - Händler, Kapitalmarktanalysten und Volkswirte,
die die US-Notenbank Fed von Berufs wegen beobachten, befinden sich
dieser Tage wie andere Berufsgruppen auch in ihrem jährlichen
Sommerurlaub, oder in den Häusern steht gerade in diesen Tagen der
Wechsel an: Die einen kehren zurück, die anderen machen sich auf den
Weg zum Entspannen. Fed-Chefin Janet Yellen, vielleicht gerade selbst
vor ein paar freien Tagen, hat ihnen allen auch keinen Strich durch
die "Urlaubsrechnung" gemacht, indem sie etwa die Märkte "verbal"
durcheinandergerüttelt hätte. Auf der jüngsten Sitzung stellte sie
den Märkten relativ unmissverständlich eine Zinspause in Aussicht und
festigte damit ihre im Juli vor dem Kongress gemachten Aussagen, die
an den Märkten dahingehend interpretiert wurden, dass die
US-Währungshüter das Tempo aus der Geldpolitik herausnehmen. Tempo
raus und nun Pause machen, das ist der aktuelle Stand.

Die meisten sind sich denn auch darin einig, dass die jüngste
Fed-Sitzung in der gerade abgelaufenen Woche eher in Richtung
"non-event" zu qualifizieren ist, da es ja nichts Spektakuläres zu
vermelden gab. "Die Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC)
der Federal Reserve endete erwartungsgemäß ohne wirkliche
Ãœberraschungen, da sowohl die Leitzinsen als auch die Bilanz
unverändert blieben", heißt es etwa bei den Strategen von State
Street. Aufgrund der nach wie vor geringen Inflation rechnen die
Experten bei State Street weiterhin damit, dass die Bilanzverkürzung
erst auf der Sitzung im September eingeläutet wird. Auch eine
Leitzinserhöhung im Dezember liege nach wie vor im Bereich des
Möglichen. "Um die gegenwärtigen Leitzinsprognosen der
FOMC-Mitglieder für 2018 zu rechtfertigen, bedarf es jedoch eines
deutlicheren Inflationsanstiegs", so State Street weiter. Der Punkt
Inflation bzw. Entwicklung der Teuerung ist ein sehr zentraler Aspekt




in dem weiteren Leitzinspfad der Fed, der noch viel gemächlicher
ausfallen könnte, als das heute so mancher auf dem Plan hat.

Mit diesem Aspekt setzen sich auch die Volkswirte und
Marktstrategen der Deutschen Bank auseinander. Sie machen im jüngsten
Statement der Fed zwei "kleinere Ãœberraschungen" aus, wie Jim Read,
der bekannte, in London basierte Marktstratege des Institutes, es
nennt. Die erste kleinere Überraschung betrifft die Bilanzverkürzung.
Im Juni hatte die Fed noch davon gesprochen, dass das
Normalisierungsprogramm für die Bilanz, auf der sich ein
Anleiheposten von stattlichen 4,5 Bill. Dollar befindet, in diesem
Jahr beginnen sollte. Nun spricht die Fed davon, dass das Programm
"relativ bald" beginnen soll. Viele Marktakteure interpretieren das
dahingehend, dass auf der Septembersitzung der Fed weitere
Einzelheiten beschlossen und kommuniziert werden. Bei der Deutschen
Bank geht man eher davon aus, dass die Fed, die ja für vorsichtiges
Taktieren bekannt ist, erst im Oktober entsprechende Beschlüsse
fassen und mitteilen wird. Schließlich ist die "Oktobersitzung" auf
den 31. Oktober und 1. November terminiert. Die Fed würde sich Luft
verschaffen, um noch sämtliche Konjunkturdaten des dritten Quartals
und viele Makrodaten des Oktober in das Kalkül einbeziehen zu können.

Noch einen Gang herunter?

Die zweite Überraschung ist für die Deutsche Bank eine weitere
feine sprachliche Änderung im Statement. Mit Blick auf das
2-Prozent-Ziel der Fed bei der Inflation hieß es bislang: Die
Inflation (in der Kernrate) würde "somewhat" unter 2% liegen, also
"etwas" oder "ein wenig" unter dem Zielwert. Das "somewhat" wurde nun
im Statement zur Juli-Zinssitzung gestrichen. Vor diesem Hintergrund
ist zu urteilen, dass die Fed wohl einige Inflationssorgen hat, liegt
die Inflation doch nun etwas weiter vom Zielwert entfernt als nur
"ein bisschen". Das könnte dafür sorgen, dass die Fed noch einen Gang
herunterschaltet, insbesondere, wenn die Inflation - in der Kernrate
ohne Energie- und Lebensmittelpreise - weiterhin nicht anspringt.
Bislang rechnet die Deutsche Bank noch mit einem weiteren Zinsschritt
in diesem Jahr, und zwar im Dezember (Termin 12./13.12.).

Die Marktteilnehmer sind gut beraten, in den kommenden Wochen und
Monaten die US-Inflationsdaten genau im Auge zu behalten und ihnen
ein höheres Gewicht hinsichtlich der Zinsanpassungen nach oben
beizumessen als etwa den Arbeitsmarktdaten. Denn am US-Arbeitsmarkt
herrscht angesichts einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,4%
Vollbeschäftigungsniveau. Sollten die Inflationsdaten enttäuschen,
sollte man sich in Erinnerung rufen, wie vorsichtig die Fed wurde,
als die Arbeitsmarktdaten enttäuschten. Die Fed wurde infolgedessen
immer zurückhaltender. Das könnte sich nun durch schwache
Inflationsdaten wiederholen.



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