(ots) - Ja, der Schwerpunkt der umstrittenen 
Antisemitismus-Dokumentation liegt auf einer anderen Region, als es 
offenbar im Vorhinein vereinbart worden war. Ja, einige Behauptungen 
(»Wehrhafte Juden sieht man in Europa nicht gerne«) werden ohne 
fundierte Herleitung erhoben. Ja, kritisierte Organisationen kommen 
kaum zu Wort. Sie werden - mit der Ausnahme des Hilfswerks der 
Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten UNRWA - 
nicht mit den gegen sie gerichteten Vorwürfen konfrontiert. Das alles
ist so, und die Punkte zwei und drei sind gravierende handwerkliche 
Mängel. Formal sind die Bedenken der Sender Arte und WDR, die den 
Film bislang nicht ausstrahlen wollen, also gerechtfertigt. Aber 
diese Mängel sind zu beheben. Und hätten womöglich längst 
nachträglich behoben werden können. Hier eine Stellungnahme, als Text
aus dem Off oder als Einblendung, dort eine sprachliche Präzisierung.
Faktencheck halt. Hätten die Filmemacher von vorn herein erledigen 
müssen, das ist schon klar. Aber dieser Umstand entwertet die 
argumentative Position der Dokumentation ja nicht auf alle Zeiten. 
Und diese Position ist bedenkenswert. Sie lautet: Nennenswerte Teile 
der europäischen Gesellschaft sind entweder aus Überzeugung 
antisemitisch oder sie sind naiv genug, dass sie nicht merken, wie 
sie sich für antisemitische Propaganda vereinnahmen lassen. Die Folge
sei eine Stärkung des Antisemitismus im Westen wie im Nahen Osten 
durch Geld und mediale Unterstützung. Lange Passagen des Films, die 
entweder die israelische Perspektive auf den Konflikt mit den 
Palästinensern einnehmen oder israelische Beteiligte erzählen lassen,
sind zudem geeignet, den Zuschauer nachdenklich machen: Denke auch 
ich schon in Stereotypen? Die Einblendung gesammelter Überschriften 
über gewalttätige Vorfälle schärft ebenfalls die Sinne. Wenn ein 
Attentäter bei seinem Attentat ums Leben kommt, ist er dann auch ein 
Opfer des Konflikts? Oder ist hier schon die Sprache parteiisch - 
gegen Israel? Ja, die Dokumentation ist in diesem Konflikt 
parteiisch. Das mag manchem die Würdigung erschweren. Aber der Film 
bezieht auch klar Stellung für die einfachen Menschen in Gaza, die 
bessere Startbedingungen für ihr Leben haben wollen, aber bei denen 
die internationalen Finanzhilfen offenbar kaum ankommen. Und der Film
schildert positive Beispiele gelungenen Zusammenlebens zwischen 
Israelis und Palästinensern. Ein zentrales Anliegen der Doku ist die 
Frage nach Transparenz in Nichtregierungsorganisationen. Die sollte 
nun jeden interessieren, der ab und zu etwas für einen vermeintlich 
guten Zweck spendet. Ein Grund mehr, dass dieser Film ein großes 
Publikum verdient hat.
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