(ots) - Dass auf europäischer Ebene nach äußerst zähen 
Verhandlungen ein Kompromiss über den Regulierungsrahmen für 
Verbriefungen gefunden wurde, ist durchaus bemerkenswert. Lange Zeit 
ging es in dem Gesetzgebungsprozess nicht voran, weil vor allem im 
EU-Parlament die Diskussionen sehr ideologisch geführt wurden und die
Gegensätze kaum überbrückbar schienen. Verbriefungen gelten ja auch 
heute noch als eine der Hauptursachen für die Finanzkrise. Und was 
die USA und die vor zehn Jahren ausgebrochene Subprime-Krise angeht, 
gibt es daran auch wenig Zweifel. In Europa gab es diese Probleme mit
solchen giftigen Papieren dagegen nicht. Der Markt ist trotzdem 
eingebrochen, und einige Abgeordnete sahen jetzt wohl die Chance, ihn
im Zuge der Regulierungsdebatte vollends austrocknen zu lassen.
   Dabei war die Idee der EU-Kommission durchaus bestechend, mit der 
Einführung des neuen STS-Labels ("einfach, transparent, 
standardisiert") erstmals eine regulatorische Unterscheidung zwischen
komplexeren und weniger risikobehafteten Papieren zu schaffen. 
Vertrieb und Marketing würden es wohl deutlich leichter haben. Und 
auch wenn es vielleicht keine 150 Mrd. Euro sein werden, wie es die 
EU-Kommission hofft, so würden doch beachtliche zusätzliche 
Finanzmittel für Unternehmer und institutionelle Investoren 
freigesetzt. Die neuen Verbriefungsregeln sind vielleicht der 
wichtigste Baustein bei der Entwicklung einer europäischen 
Kapitalmarktunion.
   Ob der Markt die nun gefundene Lösung annehmen wird, ist aber noch
längst nicht klar. Denn Brüssel sucht mit dem Kompromiss auch eine 
Balance zwischen Krisenbewältigung und Impulsgebung. Zwar hat man mit
einem Selbstbehalt von 5% die Basel-Vorgabe bestätigt und Forderungen
eines Selbstbehalts von bis zu 20% vom Tisch gefegt - aber die 
Risikogewichte steigen dennoch. Und - hier galt es, dem EU-Parlament 
ein Zugeständnis zu machen, - bei der Hierarchie der 
Berechnungsmethoden für die Kapitalanforderungen der Banken wurde das
auf externen Ratings basierende Modell weiter nach hinten geschoben. 
Der etwas weniger risikosensitive Ansatz sollte den südeuropäischen 
Ländern Vorteile verschaffen.
   Viel wird jetzt davon abhängen, wie klar die STS-Kriterien 
definiert und ausformuliert werden. Denn neues Vertrauen in den Markt
kann nur entstehen, wenn dieser mehr Transparenz zeigt und wenn die 
unterschiedlichen nationalen Aufsichtsbehörden die Kriterien nicht 
unterschiedlich auslegen können.
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