(ots) - Von Christoph Moll
   Sandhausen. Das Abitur ist für die Schüler ohnehin schon aufregend
- und dann auch noch das: Bei der schriftlichen Englisch-Prüfung hat 
es am letzten Freitag am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Sandhausen eine
dicke Panne gegeben. Die Schule hat den Abiturienten - offenbar aus 
Unachtsamkeit - die falschen Aufgaben vorgelegt. Doch die 67 
betroffenen Abiturienten können aufatmen, sie müssen die Prüfung 
nicht wiederholen. Dies bestätigte eine Sprecherin des 
Kultusministeriums gegenüber der RNZ. Der Schnitzer war bekannt 
geworden, weil sich Schüler nach der Prüfung mit Abiturienten von 
anderen Gymnasien unterhielten - und sich über die anderen Aufgaben 
wunderten. Alles begann mit einem Einbruch in ein Stuttgarter 
Gymnasium Anfang April, bei dem die Umschläge mit den Aufgaben für 
Englisch und Mathematik geöffnet wurden. Weil nicht ausgeschlossen 
werden konnte, dass diese abfotografiert wurden, erhielten alle 
Gymnasien im Land neue Aufgaben. "Die Gymnasien hatten die klare 
Anweisung, die Aufgaben auszutauschen", sagte Christine Sattler, 
Sprecherin des Kultusministeriums in Stuttgart. Die neuen Aufgaben 
seien mit einem großen farbigen Aufkleber gekennzeichnet gewesen. 
"Offenbar ist dies der Schule in Sandhausen jedoch entgangen", so 
Sattler. "Alle anderen 377 Gymnasien im Land haben es hinbekommen." 
Dem Kultusministerium ist völlig rätselhaft, wie es zu der Panne 
kommen konnte. Denn beim Öffnen der Abituraufgaben gelte das 
Mehr-Augen-Prinzip. Offenbar sei der Fehler gleich mehreren Lehrern 
nicht aufgefallen. Die alten Aufgaben beinhalteten übrigens nicht 
grundlegend andere Themengebiete, aber andere Aufgabenstellungen. Das
Schwerpunktthema lautete dieses Jahr "Challenges and Choices in an 
Insecure World" - also "Herausforderungen und Entscheidungen in einer
unsicheren Welt" mit Fokus auf die USA. Schulleiter Peter Schnitzler 
wollte sich gestern wegen des laufenden Verfahrens nicht ausführlich 
äußern. Er bestätigte lediglich, dass es eine "Störung" gegeben habe,
sagte aber nicht, wie es zu dieser kam. Er sei aber "guten Mutes", 
dass das Verfahren ein positives Ende für die Schüler nehme. Denn 
diese hätten den Fehler nicht zu verantworten und dürften nicht die 
Leidtragenden sein. Schnitzler bat um Verständnis, dass er keine 
weitere Auskunft geben könne. Es gehe nun auch darum, das anonyme 
Korrekturverfahren nicht zu gefährden. Die Schüler seien noch am 
Wochenende informiert worden. Das Abitur werde wie geplant 
fortgesetzt. "Da die Schüler nichts für den Fehler können, sollen sie
dafür auch nicht bestraft werden und keine zusätzliche Belastung 
haben", sagte Ministeriumssprecherin Sattler. Die Prüfungen sollen 
nun wie vorgesehen korrigiert und dann dem Regierungspräsidium 
vorgelegt werden. Dort werden sie auf Unregelmäßigkeiten überprüft - 
also auf den unwahrscheinlichen Fall hin, dass Sandhäuser Schüler 
durch den Einbruch in Stuttgart Kenntnis von den Aufgaben hatten. 
Eine erste Sichtung sei unauffällig gewesen, so Sattler. Die Schüler 
müssten nun "zeitnah" entscheiden, ob sie diese Vorgehensweise 
akzeptieren oder die Prüfung - dann mit "ganz neuen" Aufgaben - 
wiederholen wollen. Diese Wahlmöglichkeit müsse man anbieten, weil 
das Abitur sonst anfechtbar sei. Schulleiter Schnitzler will die 
Schüler heute um 13 Uhr bei einer extra angesetzten Versammlung 
informieren. Heute geht es übrigens mit dem Mathe-Abi weiter - für 
viele die letzte und schlimmste Prüfung. Da auch hier neue Aufgaben 
zum Einsatz kommen müssen, wird man heute Morgen in Sandhausen wohl 
besonders aufmerksam sein.
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