(ots) - Kommentar von Gregor Mayntz
Der Umgang mit der Türkei ist nicht erst seit der Flüchtlingsroute
nach Europa zu einer zwiespältigen Angelegenheit geworden. Seit über
einem Jahrzehnt zieht sich bereits der Prozess einer Aufnahme des
muslimischen Landes in die EU. Die Bundeskanzlerin hat nun
klargestellt, dass vorerst keine weiteren Gesprächsfelder in den
Beitrittsverhandlungen eröffnet werden sollen. Ein endgültiges Aus
für eine EU-Mitgliedschaft, wie es von immer mehr Politikern
gefordert wird, sieht anders aus. Das zeugt letztlich von
Verantwortungsbewusstsein. Zwar entfernt sich die Erdogan-Türkei mit
jeder neuen Festnahme und Entlassung unter Ausnahmerecht von den
europäischen Werten. Aber ein Ende für jegliche europäische
Perspektive der Türkei kann nicht im Interesse der EU sein. Sie würde
einen großen, dynamischen und einflussreichen Nachbarn in ein anderes
Lager treiben und diesen strategischen Fehler ewig bedauern. So lange
die Türkei ein Interesse daran hat, den europäischen Weg zu gehen,
kann die EU eher auf sie einwirken - und die freiheitlichen Teile der
türkischen Gesellschaft stärken.
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