PresseKat - Schwäbische Zeitung: Der Ton ist rauer - Kommentar zur Hetze im Internet

Schwäbische Zeitung: Der Ton ist rauer - Kommentar zur Hetze im Internet

ID: 1387085

(ots) - "Mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch."
Natürlich nicht Sie, liebe Leserin und lieber Leser. Sondern ich.
Zumindest, wenn ich so einigen E-Mails und Internet-Kommentaren
Glauben schenken darf, die mich in jüngster Zeit erreicht haben. Oder
die Kollegen. Der Umgangston in Deutschland ist rauer geworden, das
spüren nicht zuletzt auch Journalisten. "Lügenpresse" ist da noch
eine der harmloseren Beschimpfungen. Das Feine an den Debatten
unserer vernetzten Zeit ist, dass jeder Teilnehmer unmittelbar
Rückmeldungen bekommen kann. Journalisten wissen das durchaus zu
schätzen. Kam der Artikel gut an? Wurde mit dem Kommentar ein Nerv
getroffen? Wie ist die Meinung der Leser? Unschön wird es, wenn die
erwünschte sachliche Kritik ausbleibt - und sich stattdessen
Beleidigungen, Pöbeleien und Hass Raum schaffen. Manche Themen sind
sensibler als andere: Wer im Netz über die AfD diskutiert, über
Flüchtlinge, über Wladimir Putin oder aktuell über den türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, kann quasi Geld darauf setzen, dass
ihm Beleidigungen an den Kopf geworfen werden. In manchen Fällen wird
Gewalt angedroht. Träfe man sich in der Realität, es würden wohl
nicht nur die Fäuste fliegen, sondern Steine und Messer. Die Lust an
der Konfrontation ist größer geworden und die Hemmschwelle niedriger:
Längst wird nicht mehr nur anonym gepöbelt. Auf Facebook, wo viele
User mit Klarnamen, Fotos und Lebenslauf unterwegs sind, ist das
Problem so groß geworden, dass sich Justizminister Heiko Maas (SPD)
schon mehrfach genötigt fühlte, dem Unternehmen zu drohen, sollten
Hetze und Beleidigungen nicht entfernt werden. Das Risiko, das die
Pöbler eingehen, ist überschaubar. Zwar sind Beleidigungen in der
virtuellen Welt genauso strafbar wie im realen Leben, eine Verfolgung
aber aufgrund der täglichen Masse schon unmöglich. Anders sieht es




bei Straftaten, wie zum Beispiel dem Leugnen des Holocaust, aus. Hier
hat der Staat bereits klare Linie gezeigt. Das war gut so. Mehr ist
aber nicht zu erwarten.



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Datum: 05.08.2016 - 22:02 Uhr
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