(ots) - Die Richter konnten nicht anders. Die Anklage
gegen den finsteren Hetzer Vojislav Seselj galt seit längerem als
schludrig zusammengeschrieben. Nun feiert dieser Ultranationalist
seinen Freispruch aus Mangel an Beweisen. Politisch bleibt
festzustellen: Seselj ist mitverantwortlich für die ethnischen
Säuberungen während des Jugoslawien-Krieges. Für das internationale
Kriegsverbrechertribunal in Den Haag und alle Menschen auf dem
Balkan, die den Nationalismus der 1990er-Jahre hinter sich lassen
wollen, ist das Urteil deshalb ein schwarzer Tag. Seselj wird wieder
zu einem Akteur der serbischen Politik und tut damit dem Land nichts
Gutes.
Es mag sein, dass die Juristen keine Handhabe gegen diesen Mann
hatten, den man getrost einen Faschisten nennen kann. Aber moralisch
ist es nicht verwerflich, Seselj mit einer ganzen Reihe der
fürchterlichsten Verbrechen während des Krieges in Verbindung zu
bringen. Dieser Mann gehört geächtet, auch wenn er sich auf freiem
Fuß befindet. Nur dazu wird sich die serbische Gesellschaft nicht
durchringen können. Vorzuwerfen ist es ihr nicht, wenn selbst in
EU-Staaten wie Ungarn oder Polen das Recht nach Gutdünken gebogen
wird.
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