(ots) - Tödlicher Zusammenhang
In einem Roma-Slum ist der kausale Zusammenhang zwischen Armut und
Lebenserwartung eindeutig. Im Schnitt werden die Menschen dort nur 55
bis 60 Jahre alt. Zahlen, die im Europa des 21. Jahrhunderts
eigentlich kaum vorstellbar sind. Mit den Lebensverhältnissen selbst
armer Menschen in Deutschland ist dies nicht zu vergleichen. Und doch
lässt sich auch hier feststellen: Wer arm ist, stirbt früher. Wobei
es sich nicht um wenige Monate handelt, sondern um viele Jahre. Die
Verbindung von Einkommen und Sterblichkeit ist nicht neu - und gilt
global. Aber gerade in einem Wohlfahrtsstaat stellt sich die Frage,
wieso sich soziale Unterschiede so stark auswirken. Eine einfache
Antwort darauf gibt es nicht: Die Faktoren reichen vom geringeren
Bildungsniveau über härtere Job-Bedingungen bis zu Bewegungsmangel
und falscher Ernährung. Und: Ärmere rauchen und trinken mehr.
Arbeitslosigkeit und Verschuldung machen depressiv. Natürlich kann
sich auch ein Hartz-IV-Empfänger statt der Discounter-Pizza Gemüse
kaufen oder im Wald Frischluft tanken. Doch wo solche Botschaften
nicht ankommen oder fruchten, nützt auch die beste Kampagne nichts.
Der Verlust an Lebensjahren ist zweifelsfrei die extremste Ausprägung
sozialer Ungleichheit. Der Tod lässt sich nicht wegdiskutieren. Die
Armut zu bekämpfen, zuallererst mit mehr Chancengleichheit im
Bildungssystem, muss deshalb weiter an erster Stelle stehen.
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