(ots) - Der bekannte Erziehungswissenschaftler und Autor
Jürgen Oelkers beschäftigt sich seit Jahren mit der Odenwaldschule
und der Reformpädagogik. Jetzt spricht er dem früheren Leiter der
Odenwaldschule und gefeierten Pädagogen Gerold Becker alle
Fähigkeiten ab: "Beckers Karriere war die eines Hochstaplers", so
Oelkers in der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Die Odenwaldschule war nie
ein Vorbild, im Gegenteil. Sie war auch nie eine Gemeinschaft (...).
Wir haben uns darin alle geirrt."
Becker sei vor allem ein glänzender Rhetoriker gewesen, der aber
nie eine "eigene originäre Idee" gehabt habe, so Oelkers, dessen
neues Buch 'Pädagogik, Elite, Missbrauch. Die Karriere des Gerold
Becker' am 7. März erscheint. Becker habe die richtigen Leute gekannt
und mit Hellmut Becker, dem früheren Gründer und ersten Direktor des
Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, und dem Reformpädagogen
Hartmut von Hentig Verbündete an seiner Seite gehabt, "die ihn aus
jeder Notlage befreiten und immer wieder mühelos irgendwo
unterbrachten". Selbst als im November 1999 die ersten
Missbrauchsvorwürfe gegen ihn bekannt geworden seien, habe dies
seiner Karriere nicht geschadet, so Oelkers.
In der Öffentlichkeit ist der frühere Leiter der Odenwaldschule,
Gerold Becker, vor allem als Haupttäter im Missbrauchsskandal des
reformpädagogischen Internats bekannt. Über Jahrzehnte hinweg wurden
im hessischen Oberhambach mindestens 132 Kinder und Jugendliche von
Becker und anderen Lehrern sexuell missbraucht. Becker galt als
gefeierter Pädagoge und angesehener Bildungsexperte, obwohl der
studierte Theologe keinerlei pädagogische Abschlüsse vorzuweisen
hatte.
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