(ots) - Die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen
werden einmal mehr ihrem Ruf gerecht, die größte politische Show der
Welt zu sein. Wie immer voller Ãœberraschungen, unerwarteter Wendungen
und einem sagenhaften Spektakel. In den Hauptrollen finden sich der
bombastische Rechtspopulist Donald Trump, der erzkonservative
Bibelwerfer Ted Cruz, der demokratische Sozialist Bernie Sanders und
die vielleicht berühmteste lebende Politikerin: Hillary Clinton.
Dominiert wird die Show von der zu Fleisch gewordenen Anti-These
Barack Obamas. Wo der »Yes we can«-Kandidat vor acht Jahren Hoffnung
verbreitete, bedient das blondierte Großmaul Trump heute
Ressentiments. Die robuste Diplomatie des Friedensnobelpreis-trägers
will der Wut-Kandidat mit militärischer Kraftmeierei ersetzen. Der
Vision einer offenen Multikulti-Gesellschaft steht die düstere
Verheißung einer Mauer entlang der Südgrenze, Massendeportationen von
elf Millionen Latinos und Muslimen-Diskriminierung entgegen. Die
ersten Vorwahlen in Iowa werden heute zeigen, ob sich die Neugierde
an dem Showman mit der Extrem-Agenda in Wählerstimmen umsetzen lässt.
Wenn es Trump gelingt, an einem kalten Winterabend Leute zu
Parteiversammlungen zu bewegen, die sich bisher nicht für Politik
interessiert haben, wird ihn niemand mehr als Leichtgewicht abtun. Im
Gegenteil dürfte sich dann die Frage stellen, ob es überhaupt noch
einen Weg gibt, den Marsch der Republikaner in den »Trumpismus« zu
stoppen. Dass die aussichtsreichste Alternative zu Trumps
autokratischem Starke-Mann-Gehabe ein evangelikaler Teaparty-Ideologe
ist, beschreibt das Dilemma der US-Konservativen. Wie Trump lebt Cruz
von der Wut auf die Eliten in Washington. Allerdings basiert diese
weniger auf der Angst weißer Kleinbürger vor der Globalisierung, als
mehr auf dem Zorn über die gebrochenen Versprechen der Parteiführung,
den Staat auf allen Ebenen klein zu schrumpfen und traditionelle
Werte zurück zu bringen. Da in Iowa 60 Prozent aller republikanischen
Wähler aus dem evangelikalen Spektrum stammen, werden die Vorwahlen
in diesem Wählersegment entschieden. Falls es Trump gelingt, diese
politische Brandschutz-mauer einzureißen, steht einem Durchmarsch zur
Nominierung kaum mehr etwas im Weg. Wer hätte das gedacht? Vermutlich
genauso wenige wie vor einem halben Jahr auch nur einen Cent auf
Bernie Sanders gesetzt hätten. Auf seine Art ist der linke Polit-Opa
aus Vermont auch ein Anti-Obama. Auch er bedient den Zorn der
kleinen Leute. Wenn Sanders mit seinem Linkspopulismus die quasi
gesetzte Weiter-So-Kandidatin Hillary Clinton in Iowa und New
Hampshire schlagen kann, sind bei den Demokraten plötzlich alle
Wetten offen. Wie schon 2008 müsste Hillary um ihre Nominierung
bangen.
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Andreas Kolesch
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