(ots) - Jennifer Jason Leigh: Stockholm-Syndrom nach 
Tarantino-Dreh in Handschellen
   Eheähnliches Gewaltverhältnis bei "The Hateful 8" - "Veränderungen
bei der Oscar-Vergabe sinnvoll" - Fünfjähriger Sohn hatte keine Angst
vor Tarantinos Kunstblut
   Osnabrück. Jennifer Jason Leigh, Oscar-Nominierte, hat vom Dreh zu
Tarantinos "The Hateful 8" das Stockholm-Syndrom davongetragen. "Zwei
Wochen lang haben wir geprobt, immer gefesselt", sagte die 53-Jährige
der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "In Handschellen kann man 
sich ohne den anderen nicht bewegen", sagte Leigh. "Erst ist es ein 
Riesenhindernis, dann geht es einem ins Blut über. Kurt und ich 
begreifen jetzt das Stockholm-Syndrom. Nach einer Weile hat es sich 
richtig komisch angefühlt, mal nicht an ihn gekettet zu sein." Im 
Western spielt Leigh eine verhaftete Revolverheldin und ist die 
meiste Zeit über an Kurt Russell gekettet. Das Gewaltverhältnis habe 
Züge einer Partnerschaft, sagte sie, "wie in einer Ehe, wenn auch 
nicht wie in einer der gesundesten."
   Zum Streit um die Oscars, bei denen zum zweiten Mal in Folge nur 
weiße Schauspieler nominiert wurden, sagte Leigh: "Ich finde es 
wichtig, dass wir diese Debatte führen. Und unser Western spielt zwar
im 19. Jahrhundert, aber in seiner Auseinandersetzung mit dem 
Rassismus handelt er von den Zeiten, in denen wir jetzt gerade 
leben." Dass Cheryl Boone Isaacs, die Präsidentin der Academy of 
Motion Picture Arts and Sciences, nun die Nominierungspraxis ändert, 
lobt Leigh: "Veränderungen sind immer, na gut, vielleicht nicht 
wirklich immer sinnvoll. In diesem Fall aber schon."
   Obwohl Jennifer Jason Leigh in Tarantinos Film ein immer 
blutigeres Make-up trägt, durfte ihr fünfjähriger Sohn Rohmer mit zum
Set kommen: "Ich habe ihn sehr früh mitgenommen und in der Maske 
zugucken lassen", sagte die zum ersten Mal für den Oscar nominierte 
Schauspielerin. "Für den Großteil des Films habe ich nicht viel mehr 
als ein blaues Auge und Blutergüsse. Er sollte sehen, wie es gemacht 
wird, die Schminke, das Paintbrush-Equipment. Wenn er nur das 
Resultat gesehen hätte, wäre es Furcht einflößend gewesen, aber so 
war es mehr wie ein Kunstprojekt. Später hat er noch mal 
hereingeschaut, als ich schon den künstlichen Nasenbeinbruch hatte. 
Das mochte er weniger."
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