(ots) - Wenige Wochen ist es erst her, da sprach sich
Frankreichs Präsident Hollande vor dem Europaparlament deutlich gegen
eine Zusammenarbeit mit dem syrischen Regime von Baschar al-Assad
aus. Dann kamen die Anschläge von Paris, weshalb die alten Grundsätze
nun über Bord geworfen werden sollen. Das ist wahrlich eine
Kehrtwende. Schließlich war Paris wenig begeistert, als andere
europäische Staats- und Regierungschefs wie Kanzlerin Angela Merkel
schon vor einigen Monaten begannen, wegen der Flüchtlingskrise über
mögliche Gespräche mit dem Assad-Regime nachzudenken.
Die Entscheidung, ob man mit Assad sprechen sollte oder nicht, ist
schwer. Es ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Schließlich ist
der syrische Staatspräsident verantwortlich für hunderttausende
Bürgerkriegstote und Millionen von Vertriebenen. Unter moralischen
Gesichtspunkten verbieten sich also Gespräche. Doch die Moral hat das
jahrelange Blutvergießen nicht verhindert, weshalb wohl auf lange
Sicht nichts an schmutziger Realpolitik vorbeiführt.
Wobei: Schon seit 2012 bemüht sich die Uno in Gesprächen mit Assad
und der syrischen Opposition, Russland und westlichen Staaten eine
Lösung des Konfliktes zu finden. Doch die Positionen liegen nach wie
vor weit auseinander. Da ist die Hoffnung gering, mit der neuen
französischen Strategie werde zügig eine Lösung gefunden.
Hinzu kommt: Sollten Frankreich und der Westen mit Assad
paktieren, spielte das womöglich dem IS in die Karten. Die
Dschihadisten könnten argumentieren, nur mit ihnen sei ein
Wiedererstarken von Assads Regime zu verhindern - und sie würden
leichter neue Kämpfer rekrutieren können.
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