(ots) - Es ist eine Zeit der Rituale, der Reflexe, der
Gesten und Symbole, der bewegenden Worte und der markigen. So ist das
immer, wenn eine Katastrophe Menschen trifft und sie verstört. Die
Trauerfeier für die 130 Opfer der Mordanschläge von Paris war
naturgemäß emotionsgeladen, geprägt von dem Bemühen, das Unfassbare
in die richtigen Worte zu fassen. Frankreichs Präsident hat das
angemessen und mit Würde bewältigt.
Aber weil Emotionen sehr schlechte Ratgeber für praktische Politik
sind, müssen nun einige markige Sätze, die in den vergangenen zwei
Wochen gefallen sind, auf den Prüfstand. Beispiel: Es ist
verzeihlich, dass François Hollande nach den Attentaten reflexartig
von einem Krieg gesprochen hat. Klug war das nicht, weil es die
Mörderbande IS aufwertet, und weil ihr nichts besser zupass käme, als
ein Krieg mit dem verhassten Westen. Bundeskanzlerin Angela Merkel
wiederum hat - ebenfalls reflexartig, gut gemeint und verzeihlich -
den Franzosen "jedwede Unterstützung" im Kampf gegen den Terror
versprochen. Klug im Sinne von durchdacht war auch dies nicht. Sie
kann dieses Versprechen nämlich nicht halten. Ein paar
Tornado-Aufklärer am Himmel über Syrien und eine Fregatte der
Bundesmarine im Mittelmeer - das ist von "jedweder Unterstützung"
übrig geblieben. Es ist ein hauptsächlich symbolischer Beistand, den
Kampf gegen die Mörderbande aus Steinzeit-Islamisten wird er kaum
voranbringen.
Es fehlt schließlich nicht an Zielen für die Bomber, es fehlt an
einem gemeinsamen politischen Ziel derer, die den IS vorgeblich oder
tatsächlich bekämpfen. Die Russen unterstützen in erster Linie den
syrischen Diktator, die Türken haben die Kurden im Visier. Für
Saudi-Arabien heißt der Feind Iran, und Iran steht an Assads Seite.
Vielleicht trifft es ja tatsächlich zu, dass die Mörderbande mit
Bodentruppen schnell besiegt wäre. Aber eine solche spezialisierte
Eingreiftruppe müsste international besetzt sein und vor allem unter
einem gemeinsamen Oberkommando stehen. Das erscheint derzeit
illusorisch.
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