(ots) - Bedrohliche Vergreisung
Es ist eine Kehrtwende um 180 Grad. Die KP China schafft die
Ein-Kind-Politik ab. Freiheit in der Familienplanung, von der bisher
allenfalls Bauernfamilien oder linientreue und wirtschaftlich potente
Städter profitierten, gelten nun für alle. Für die Kommunisten geht
es ums Ganze: Die bisherige Bevölkerungspolitik bedroht den rasanten
Aufstieg des Schwellenlandes - und damit die politische Legitimität
der Staatsführung. Wurden Ende der 70er Jahre das starke
Bevölkerungswachstum und die damit verbundenen Hungersnöte als
Entwicklungshemmnis angesehen, dem die Partei nur mit drakonischen
Eingriffen in das Leben der Menschen Herr zu werden glaubte, ist
heute der fehlende Nachwuchs das Problem. China altert dramatisch.
Die Kosten der Vergreisung sind für die Gesellschaft immer schwerer
zu stemmen. Die Familiensolidarität ist bereits aufs Äußerste
strapaziert. Genauso gravierend für das Land: Der aufstrebenden
Wirtschaft fehlen Arbeiter, vor allem qualifizierte. Das gefährdet
den Traum vom neuen starken China, das mitbestimmen will im Kreis der
Mächtigen. Deshalb sollen junge Frauen nun vermehrt gebären. Die
Partei wünscht es sich so im neuen Fünf-Jahres-Plan. Doch Frauen
fehlen. In Folge der Ein-Kind-Politik wurden vor allem weibliche
Föten abgetrieben. Und viele Frauen, die gerade ins Berufsleben
eingestiegen sind, träumen möglicherweise einen ganz eigenen Traum:
den von Aufstieg und Konsum. Ein zweites Kind hat da nicht immer
Platz. Die junge Generation ist auch in China nicht mehr bereit,
eigene Bedürfnisse hinter das Wohl des Staates zu stellen.
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