(ots) - Auf das Jahr 2022 kann sich der Sportfreund
wahrlich freuen: Dass es zur Adventszeit die Fußball-WM in Katar
geben wird, war ja bereits seit Jahren klar. Davor steht nun auch
noch das Kunstschnee-Olympiaspektakel in Peking. Noch schlimmer hätte
es nicht kommen können, ja dürfen.
Schließlich hatte IOC-Präsident Thomas Bach eine Agenda 2020
verkündet, mit dem Ziel, die Olympischen Spiele vor dem
fortschreitenden Gigantismus zu bewahren. Auch kleine Länder, in
diesem Fall klassische Wintersportorte, sollten wieder die
Möglichkeit haben, das größte Sportfest der Welt auszurichten - ohne
gleichzeitig neue, später nutzlose Arenen aus dem Boden zu stampfen.
Nun wird Bach, genau wie die Jugend der Welt, in sieben Jahren mit
einem neu gebauten Hochgeschwindigkeitszug die 160 Kilometer von
Peking nach Zhangliakou zurücklegen. Bei der Begründung, weshalb nach
2008 schon wieder die Chinesen den Zuschlag erhielten, gab der
Tauberbischofsheimer, einst Olympiasieger mit dem Florett, zu, dass
es um die Erschließung eines Skigebiets für 300 Millionen Chinesen
ging. Da hat er einst die feinere Klinge gezückt. Es ging, kurz
gesagt, ums Geld - und leider um nichts anderes.
Weder darum, dass China Menschenrechte noch immer in vielen Fällen
missachtet. Weder darum, dass es atmosphärisch neben den künstlich
zugepulverten Pisten nicht sehr winterlich zugehen dürfte. Weder
darum, dass für die Beschneiung Unmengen kostbaren Wassers benötigt
werden. Und dass Wladimir Putin infolge der Winterspiele in Sotschi
vom Olympischen Geist beseelt zu einem toleranten Gesellen geworden
wäre, ist bislang nicht bekannt.
Peking oder Almaty war die Wahl zwischen Pest und Cholera. Auch
Kasachstans Metropole liegt nicht in einem demokratischen Land. Ein
Jammer, dass sich Münchens Bevölkerung gegen die Spiele entschieden
hat: Biathlon in Ruhpolding, Skirennen in Garmisch, Eishockey im
neuen Olympia-Eisstadion - es hätte so schön sein können. Doch
vielleicht hat dieses IOC gar keinen derart guten Kandidaten
verdient.
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