(ots) - Was Optimismus betrifft, herrscht breiter Konsens:
Wer das Glas halb voll statt halb leer sieht, lebt glücklicher und
zufriedener. Doch es gibt auch den blinden Optimismus, der der
Katastrophe gedankenlos und mit einem Lächeln begegnet. Und dieser
hat im Laufe der Geschichte schon häufig ins Verderben geführt -
menschlich, politisch und wirtschaftlich. Wer während des
Internet-Hypes an der Börse Ende der 1990er Jahre vor der
Dotcom-Blase warnte, war ein Miesepeter. Und von der Bedrohung des
Finanzsystems durch die vielen faulen und hochtoxischen Kredite, die
in den Bankbilanzen schlummerten, wollte vor 2008 auch kaum jemand
etwas wissen. Heute findet sich ähnliches bei der Beurteilung der
chinesischen Wirtschaft: Wer allzu kritisch auf die Entwicklung im
Reich der Mitte blickt, wird schnell als Schwarzmaler abgestempelt.
Natürlich sollten wir uns vor Panikmache hüten, dazu besteht aktuell
auch kein Anlass. Allerdings müssen zwei Dinge allen klar sein.
Erstens: Sollte es in China wirklich so richtig bergab gehen, dann
werden wir in der Rückschau die Griechenland-Krise als einen Klacks
empfinden. Zweitens kann es auch in China kein immerwährendes
Wachstum geben, erst recht kein kräftiges. Das gab es noch nie und
wird es auch nie geben. Irgendwann muss es auch dort zu einer tiefen
und schmerzhaften Korrektur kommen. Momentan tun wir aber so, als ob
die Party in Fernost ewig weitergehen würde. Die chinesische
Regierung in Peking hat ein gigantisches Experiment begonnen:
mitunter knallharte Marktwirtschaft gepaart mit straffer staatlicher
Lenkung. Kann das funktionieren? Können ein paar Parteikader
tatsächlich überblicken, welche Effekte ihre immer neuen
Interventionen haben? Ob dieses Experiment gut ausgehen wird, weiß
kein Mensch.
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Florian Giezewski
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