(ots) - Der kubanische Politikwissenschaftler Esteban
Morales sieht Rassismus in Kuba seit den 90er Jahren im Aufschwung.
"Mit der Revitalisierung des Marktes, des Tourismus, der
Auslandsinvestitionen wurden die Arbeitsplätze marktfähiger. Es
stellte sich ein sozialer Wettkampf um die Dollar-Wirtschaft ein. Der
Rassismus als Instrument zur sozialen Unterscheidung trat wieder zum
Vorschein", sagt Morales im Interview mit der in Berlin erscheinenden
Tageszeitung "neues deutschland" (Dienstagausgabe). Bis heute sei es
nicht gelungen, die soziale Ideologie von José Antonio Saco zu
begraben, der Vater des Rassismus in Kuba und der Konzeption, "die
'Rasse' zu verbessern, indem man sie weiß macht", zieht Morales eine
ernüchtende Analyse. Die Sozialpolitik habe zwar nach der Revolution
1959 die Armut angegangen, aber das Problem der Hautfarbe nicht
einbezogen. "Heute wissen wir, Armut, Ungleichheit und Hautfarbe
bilden ein schreckliches Dreieck, indem die Farbe eine Variante der
sozialen Segmentierung ist", so der am Zentrum für US-amerikanische
Studien an der Universität in Havanna lehrende Morales. "Unser
Rassismus geht zwar nicht so weit wie jener in den USA, aber er ist
hinterlistig, scheinheilig, er ist in der Familie präsent", führt
Morales aus. In der Bildung müsse mehr dagegen getan werden, im
Fernsehen, im Radio und in den politischen Diskursen.
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