(ots) - Die Mitgliederversammlung als
Branchentreffen der deutschen, österreichischen und schweizerischen
Kalkindustrie fand dieses Jahr in Fuschl am See, Österreich, statt.
Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen des 10jährigen Bestehens des
Tages des offenen Steinbruchs. Der Vorsitzende Dr. Thomas Stumpf,
Mitglied der Geschäftsführung der Fels-Werke GmbH, Goslar, machte in
seiner Rede deutlich, dass die Herausforderungen für die Branche
ständig zunähmen und daher Transparenz, Präsenz und Information der
Öffentlichkeit notwendiger seien denn je. Nicht umsonst lautet das
diesjährige Motto des Tages des offenen Steinbruchs auch "Kalk -
Industrie vor Ort".
Derzeit sei die deutsche Kalkindustrie eingebettet in eine
Aufschwungphase der deutschen Industrie. Die Bundesregierung gehe von
einem Wachstum von 1,8 % in 2015 und 1,8 % in 2016 aus. Der
Vorsitzende appellierte an die Bundesregierung, ihre
Wirtschaftspolitik neu auszurichten und die Rahmenbedingungen für
Investitionen zu verbessern - insbesondere im Hinblick auf
Infrastruktur, Steuerpolitik und effiziente Umsetzung der
Energiewende.
Der Vorsitzende stellte die aktuellen Zahlen der Kalkindustrie
vor, die wirtschaftliche Lage sei insgesamt durchwachsen.
Der Marktabsatz bei den ungebrannten Erzeugnissen betrug im Jahr
2014 knapp 19 Mio. Tonnen und ist gegenüber dem Vorjahr erneut um ca.
1,5 % gestiegen. Die Werke der Deutschen Kalkindustrie, die ca. 15 %
bei den ungebrannten Produkten in Deutschland repräsentieren,
lieferten im vergangenen Jahr 7,3 Millionen Tonnen an das Baugewerbe
und erzielten damit ein Plus von 0,8 %. Auch die Lieferungen für
Umweltschutzanwendungen sind gegenüber dem Vorjahr erneut um 1,1 %
gewachsen. Dieses Verbrauchssegment mit rund 2,2 Tonnen ist
mittlerweile deutlich größer als der traditionelle Bereich des
Einsatzes ungebrannter Produkte in der Baustoffindustrie. Die
Lieferungen ungebrannter Produkte für die Industrie sind um 2,1 %
angestiegen, bei den Lieferungen in die Eisen- und Stahlindustrie
allerdings ist ein Rückgang um 2,4 % zu verzeichnen. Hierbei ist aber
zu berücksichtigen, dass das Vorjahr 2013 bei diesem Absatzsegment
ein außerordentlich positives war.
Nachdem der Absatz gebrannter Erzeugnisse im Jahr 2013 mit 6,5
Mio. Tonnen um fast 4 % gestiegen war, musste die deutsche
Kalkindustrie 2014 einen deutlichen Rückgang um 2 % auf 6,39 Mio.
Tonnen hinnehmen.
Beim Kalkverkauf an die industriellen Abnehmer konnte im Jahr 2014
immerhin noch ein leichter Anstieg um 0,4 % verzeichnet werden.
Die Liefermengen an den Umweltschutz reduzierten sich um 1,2 %. So
konnten etwa zum Zwecke der Luftreinhaltung 1,4 % weniger gebrannte
Produkte geliefert werden.
Die Lieferungen an die Bauwirtschaft haben sich ebenfalls
vermindert. Abgesehen vom Absatz zur Herstellung von Mörteln und
Putzen war der gesamte Baustoffbereich rückläufig.
Die Absatzmengen an die Land-, Forst- und Teichwirtschaft hingegen
entwickelten sich erfreulich. Hier konnte sogar ein Plus von 1,7 %
erzielt werden.
Für das Jahr 2015 geht die deutsche Kalkindustrie - entsprechend
der gesamtwirtschaftlich positiven Entwicklung - von einem Zuwachs
bei den gebrannten Produkten um 2 % auf wieder 6,5 Mio. Tonnen aus.
Unsicherheiten durch die unklare Zukunft der Kohleverstromung, so der
Vorsitzende, seien aber durchaus vorhanden.
Stumpf hob von den mannigfaltigen Herausforderungen, mit denen
sich die Branche konfrontiert sieht, einige Punkte heraus:
So stocke die Energiewende gefährlich. Der derzeit geplante
Rückbau von Kraftwerkskapazitäten übersteige deutlich den Zubau. Eine
konsequente Umsetzung der beschlossenen Energiewende und die
europäische Einbindung seien dringend geboten.
Intensiv beschäftige die Branche die Gestaltung des
Emissionshandelssystems in Europa nach 2020. Hier sei eine
einheitliche Positionierung der deutschen Industrie erreicht worden.
Folgende Forderungen hob der Vorsitzende - aufgrund ihrer besonderen
Relevanz für den Kalksektor - hervor:
- Minderungsverpflichtungen nach 2020 müssten sich an machbaren
Minderungszielen ausrichten. Insbesondere die Kalkindustrie mit ihrem
hohen Anteil von Prozessemissionen stehe bereits am
verfahrenstechnischen Optimum.
- Die CO2-effizientesten Anlagen dürften nicht zusätzlich belastet
werden.
- Ein Sektor übergreifender Korrekturfaktor werde abgelehnt, da er
die Sektor spezifischen Minderungsmöglichkeiten und
physikalisch-chemische Grenzen nicht beachte.
- Es müsse ein Schutz vor "Investment Leakage" stattfinden,
um einen weiteren Abbau des Kapitalstocks in Deutschland zu
verhindern.
- Benchmarks dürften nur angepasst werden, wenn
tatsächlich ein technischer Fortschritt stattgefunden habe und sie
zudem wirtschaftlich umsetzbaren Reduktionspotentialen und dem Stand
der Technik entsprächen. Ansonsten solle ein vereinfachtes Verfahren
für ein Benchmark-Update zum Einsatz kommen.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Martin Ogilvie legte
der Mitgliederversammlung den Geschäftsbericht 2014/2015 vor und
erläuterte die aktuellen Kernbereiche der Verbandstätigkeit: EEG und
Besondere Ausgleichsregelung, Emissionshandel,
Industrieemissionen-Richtlinie (IED), Energie- und Stromsteuer,
UVP-Richtlinie, Normung u.v.m.
Besonders wichtig war Ogilvie das Wissensnetzwerk ZementKalkBeton.
Hiermit startet die Kalkindustrie ins WEB 2.0. Mit der Plattform
stellt der Verband der Industrie eine bisher nicht da gewesene
Kalk-Wissensbasis zur Verfügung. Außerdem stehen den Beschäftigten
der Kalkindustrie ab Herbst dieses Jahres mehr als 80 Stunden
Fortbildungskurse auf der Plattform entlang der vollständigen
Produktionskette der Branche zur Verfügung.
Die Kalkindustrie kümmert sich intensiv um die Nachwuchsförderung.
Auf YouTube stehen unter dem Titel "Karriere mit Kalk" inzwischen 17
Filme zur Verfügung, in denen von Mitarbeitern der Branche und
Studierenden Branchenberufe, Ausbildungswege und relevante
Studiengänge erläutert werden.
Jeder Bundesbürger verbraucht täglich etwa 250 g gebrannte und 5,5
kg ungebrannte Kalk- und Dolomiterzeugnisse.
Im Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie e.V. (BVK) sind über
100 Mitgliedsfirmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
vertreten mit insgesamt etwa 3.300 Beschäftigten und einem
Gesamtumsatz von rund 713 Millionen Euro.
Pressekontakt:
Martin Ogilvie - Telefon 0221/934674-12 - eMail:
martin.ogilvie(at)kalk.de