(ots) - In der Europäischen Union grassiert ein Virus, das
offenbar hoch ansteckend ist: Es ist der nationale Egoismus. Mit
Großbritannien hat es begonnen, als London wie selbstverständlich
den "Britenrabatt" beanspruchte und ihn auch über Jahrzehnte gewährt
bekam. Auf welcher Grundlage eigentlich?
Jetzt hat die nationale Egoismuswelle einen neuen Höhepunkt
erreicht, da es um die Flüchtlingsproblematik geht. Ein geeintes
Europa jedenfalls sieht anders aus. Wenn es um Gerechtigkeit bei der
Verteilung der Asylsuchenden aus den Krisengebieten der Welt geht,
brechen längst vergessen geglaubte Muster wieder auf. Plötzlich wird
die EU in einigen Hauptstädten nicht mehr als Segen, sondern als Last
empfunden. Populisten aller Couleur laufen plötzlich zu Hochform auf.
Von wegen gemeinsamer Wertekanon...
Man vermisst jetzt, nachdem man mit den Kommissionsplänen zur
Flüchtlingsquote zunächst Tatkraft demonstriert hatte, aus der
EU-Zentrale einige die Maßstäbe zurechtrückende Worte in Richtung
London und Osteuropa. Die ganze hoffnungsvolle Angelegenheit droht
nunmehr in kleinlichem Gezänk unterzugehen. Was dabei auf der Strecke
bleibt, sind die auf Humanismus gründenden sogenannten "westlichen
Werte". Sie werden allerdings nicht das erste Mal mit Füßen getreten,
wenn es denn gerade in den Kram passt.
Die weltweiten Konflikte nehmen derzeit eher zu als ab. Dies
bedeutet letztlich, dass die Flüchtlingswelle sich wohl noch
verstärken wird. Deshalb muss eine faire Regelung auf den Tisch. Eine
"Festung Europa" jedenfalls ist das Gegenteil einer Lösung
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