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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bahnstreik

ID: 1207830

(ots) - Folgende Szene spielte sich bei der sechsten
Streikrunde der Lokführer ab - also Ende vergangenen Jahres. Etwa ein
Dutzend Mitglieder der Gewerkschaft GDL haben sich vor einem Bahnhof
postiert. Sie halten Plakate hoch, fordern mehr Geld. Plötzlich
kommt ein wütender Bahnkunde auf sie zu, drückt einem der Männer
einen Zehn-Euro- Schein in die Hand. »Darum geht's euch doch, oder?«
Der Streikende ist überrascht, will das Geld nicht haben und lässt
den Schein zu Boden trudeln. Die kleine Episode ist symptomatisch für
die wohl härteste Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Bahn und
einem Teil ihrer Beschäftigten in den vergangenen Jahren, die in
dieser Woche in die achte Streikwelle mündet. Längst ist klar, dass
es der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) nicht allein um mehr
Geld und weniger Arbeitszeit geht. Für derartige Forderungen haben
die meisten Bürger Verständnis. Nein, GDL-Chef Claus Weselsky will
die Machtposition seiner kleinen Gewerkschaft sichern. Dazu muss er
etwa neue Mitglieder von der konkurrierenden und größeren Eisenbahn-
und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gewinnen. Und die Zeit drängt. Denn
das geplante Tarifeinheitsgesetz, das dem Einfluss von
Kleingewerkschaften Schranken setzen will, soll in wenigen Wochen in
Kraft treten. Es soll verhindern, was jetzt gerade passiert: Dass
das Streikrecht für die Durchsetzung von Einzelinteressen missbraucht
wird. Oder anders gesagt: Dass wenige Lokführer das halbe Land
stilllegen können. Es scheint, als käme das Gesetz zu spät. Weselsky
ist wild entschlossen, seine harte Linie durchzuziehen. Dabei nimmt
er nicht nur den Ärger von Millionen Bahnreisenden in Kauf. Er fügt
auch der Wirtschaft einen Schaden von mehreren hundert Millionen Euro
zu. Die Bahn selbst ist betroffen, wenn die Kunden scharenweise zu
den Fernbusunternehmen strömen. Die GDL erweist ihrem Arbeitgeber




einen Bärendienst. Und das Schlimme ist: Von einer Schlichtung
will Weselsky weiterhin nichts wissen. Damit hebelt der GDL-Chef eine
seit Jahrzehnten ebenso gängige wie bewährte Streikkultur allein
durch seinen Starrsinn aus. Dabei wäre die Schlichtung das letzte
Mittel, zwei Streithähne ohne Gesichtsverlust zu einem Kompromiss zu
bewegen. »Statt Deutschland lahmzulegen, brauchen wir ernsthafte
Verhandlungen«, fordert auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
(SPD). Unklar ist die Rolle der Deutschen Bahn. Ist deren
Personalvorstand Ulrich Weber ebenso Treiber des Konflikts? Es
scheint, als führten die beiden ihren privaten Krieg. Die ständigen
gegenseitigen Schuldzuweisungen erhärten den Eindruck. Es wäre das
beste, die Verhandlungsführer beider Seiten auszutauschen. So
jedenfalls kann es nicht weitergehen. Doch die Macht der Politik in
Berlin ist begrenzt.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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Datum: 04.05.2015 - 21:00 Uhr
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