PresseKat - Großbritannien rügt Hersteller von Überwachungssoftware

Großbritannien rügt Hersteller von Überwachungssoftware

ID: 1178657

(ots) - Großbritannien rügt Hersteller von
Ãœberwachungssoftware

Die deutsch-britische Softwarefirma Gamma International hat mit
Produkten wie dem Trojaner FinFisher gegen menschenrechtliche
Verpflichtungen verstoßen. Das stellt die britische
OECD-Kontaktstelle (NKS) in einer heute veröffentlichten
abschließenden Bewertung fest. Die NKS fordert Gamma - und explizit
auch die anderen zum Konzern gehörenden Unternehmen - auf, wirksame
Standards zum Schutz der Menschenrechte zu implementieren.

Das Bahrain Center for Human Rights (BCHR), Bahrainwatch, das
European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) Privacy
International und Reporter ohne Grenzen, hatten 2013 bei der NKS in
London eine Beschwerde gegen Gamma eingereicht. Gleichzeitig reichten
die Organisationen damals bei der deutschen NKS Beschwerde gegen die
Softwarefirma Trovicor GmbH aus München ein. Die Organisationen
warfen den Unternehmen vor, durch Lieferung der Produkte und den
technischen Support mitverantwortlich zu sein für die Festnahme,
Verhaftung und Folter von Oppositionellen und Regimekritikern in
Bahrain.

"Wir sehen uns durch die Stellungnahme der britischen
OECD-Kontaktstelle mit unserer Beschwerde bestätigt", sagte Christian
Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen in Berlin:
"Gleichzeitig muss der Einsatz für eine umfangreiche Beschränkung des
Exports von Überwachungstechnologie an autoritäre Staaten
weitergehen." Miriam Saage-Maaß, stellvertretende Legal Director des
ECCHR sagte: "Die Entscheidung der britischen NKS ist von
grundlegender Bedeutung! Auch die deutsche Gamma-Tochter FinFisher
Labs in München muss sich daran orientieren."

Die britischen OECD-Prüfer kritisierten, dass Gamma keine
menschenrechtsbezogene Due-Diligence-Prüfung durchgeführt und intern
keine verbindlichen Standards zur Beachtung von Menschenrechten habe.




Zudem habe das Unternehmen nicht genug mit der NKS kooperiert. Trotz
erdrückender allgemein zugänglicher Beweise schwieg Gamma zum Verkauf
von FinFisher nach Bahrain. Die NKS, die sich darauf zurückzieht,
keine eigenen Ermittlungsbefugnisse zu haben, konnte diesen konkreten
Vorwurf nicht bestätigen.

Die beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelte deutsche NKS
hatte die Beschwerde gegen Trovicor im Dezember 2013 abgelehnt. Sie
hielt "eine vertiefte Prüfung nur hinsichtlich des allgemeinen
Risikomanagements von Trovicor für möglich". In den übrigen Punkten
sah sie die Vorwürfe nicht ausreichend belegt. "Dass die
Kontaktstellen in Deutschland und Großbritannien die Beschwerden
unterschiedlich beurteilen, belegt erneut die Mängel im deutschen
Beschwerdeverfahren", sagte Saage-Maaß. "Die deutsche NKS muss
unabhängiger strukturiert werden - zum Beispiel durch ein
Aufsichtsgremium, in das wie in Großbritannien auch Vertreter aus der
Zivilgesellschaft berufen werden."



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Silke Ballweg / Christoph Dreyer
presse(at)reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 609 895 33-55
F: +49 (0)30 202 15 10-29


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  ROG: Türkisches Sicherheitspaket würde Pressefreiheit weiter einschränken Leutheusser-Schnarrenberger: Heftige Kritik an der Menschenrechtspolitik der Bundesregierung
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 26.02.2015 - 16:53 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1178657
Anzahl Zeichen: 3451

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Berlin



Kategorie:

Menschenrechte



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Großbritannien rügt Hersteller von Überwachungssoftware"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Reporter ohne Grenzen e.V. (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

Massive Repressionen vor der Parlamentswahl ...

lizei stürmt vor laufenden Kameras die Zentrale des Konzerns Koza Ipek. (Quelle: Live-Stream von Bugün TV) Angesichts der massiven Repressionen gegen Journalisten und Medien vor der Parlamentswahl in der Türkei fordert Reporter ohne Grenzen zus ...

Steinmeier muss in Kuba Freilassung von Journalisten fordern ...

Reporter ohne Grenzen (ROG) ruft Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier auf, bei seinen Gesprächen in Kuba auf tiefgreifende Verbesserungen der Pressefreiheit zu dringen. Insbesondere sollte er sich für die Freilassung der inhaftierten Jour ...

Alle Meldungen von Reporter ohne Grenzen e.V.