(ots) - Es gibt im Journalismus das ungeschriebene Gesetz,
möglichst nicht die Ich-Form beim Kommentieren zu verwenden. Davon
mache ich heute einmal eine Ausnahme - und erzähle von meinem kleinen
Sohn, der mit seinen anderthalb Jahren zum ersten Mal das
Weihnachtsfest als etwas Besonderes wahrnehmen wird. Ich freue mich
darauf wie ein Schneekönig, und ich bin froh und dankbar, dass er mit
uns in Frieden und Freiheit leben und feiern kann.
Wir Zeitungsmacher beschäftigen uns ja naturgemäß besonders
intensiv mit dem Weltgeschehen. Im zu Ende gehenden Jahr waren die
Nachrichten, die wir zu verkünden hatten, besonders schlimm: In
Syrien und im Irak wird getötet und gemordet; der Nahe Osten kommt
nicht zur Ruhe; mit dem Ukraine-Konflikt tobt ein Krieg vor unserer
Haustür; die europäische Friedensordnung ist erschüttert. Als vor gut
einer Woche pakistanische Taliban Kinder in einer Schule erschossen,
trieb es mir die Tränen in die Augen. Gerade als Vater kann ich mir
mehr Leid schlicht nicht vorstellen. Und deshalb sage ich, auch auf
die Gefahr hin, dass mancher es für allzu pathetisch, vielleicht
sogar für behäbig-staatstragend hält: Es ist keine
Selbstverständlichkeit, dass unsere Kinder in Frieden und Freiheit
aufwachsen dürfen und, ja, in einem relativen Wohlstand.
Dabei will ich nicht ausblenden, dass es vielen Menschen auch in
Deutschland nicht gut geht. Zum Glück ist das vielen anderen Menschen
alles andere als egal. Wenn eine Obdachlosen-Initiative in Essen etwa
sich gezielt um die Geächteten kümmert, die mitten unter uns frieren
und hungern, sie mit Jacken, Decken und vor allem mit Zuwendung
versorgt, dann ist das gelebte Nächstenliebe. Aber auch dann, wenn
unsere Leser Geld überweisen, um Kindern in Not rund um den Globus zu
helfen, und wenn das Friedensdorf in Oberhausen nach einer
WAZ-Reportage jede Menge Spenden erhält, hilft das nicht nur den
Betroffenen. Es macht die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen,
insgesamt lebenswerter.
Ich wünsche Ihnen und mir in diesen Tagen ein paar ruhige Stunden,
um sich jenseits allzu üppiger Mahlzeiten über das vermeintlich
Selbstverständliche in Demut zu freuen - und an andere zu denken.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de