(ots) - 
   Die internationale Ebola-Hilfe in Westafrika ist zu langsam und 
bruchstückhaft, warnt die humanitäre Organisation Ärzte ohne Grenzen.
Die konkrete Hilfe vor Ort wird überwiegend der lokalen Bevölkerung, 
den Regierungen der betroffenen Länder und 
Nichtregierungsorganisationen aufgebürdet. Nach dem langsamen 
Anlaufen der internationalen Hilfe ist nun eine flexible Reaktion 
nötig. Die internationale Gemeinschaft darf kein zweites Mal 
versagen.
   "In Liberia beispielsweise konzentrieren sich die 
Behandlungszentren momentan in der Hauptstadt, während ländliche 
Gebiete kaum internationale Hilfe erhalten", sagt Florian Westphal, 
Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Die große 
Herausforderung ist es, schnell und flexibel auf neue Entwicklungen 
zu reagieren. Man darf sich nicht nur auf Monrovia und nicht nur auf 
die Errichtung von Behandlungszentren beschränken. In allen 
betroffenen Gebieten ist umfassende Hilfe nötig, zu der auch sichere 
Beerdigungen, das Nachverfolgen von Kontaktpersonen und die sichere 
Wiedereröffnung der sonstigen Gesundheitseinrichtungen gehören. Die 
internationale Hilfe muss sich nach den Bedürfnissen der Betroffenen 
richten - auch die der deutschen Regierung. Bislang wurden durch die 
Hilfe der Bundesregierung kaum Erkrankte behandelt."
   Drei Monate nach dem öffentlichen Appell von Ärzte ohne Grenzen an
die internationale Gemeinschaft, Experten und Ausrüstung nach 
Westafrika zu entsenden, haben die drei am schwersten betroffenen 
Länder Liberia, Sierra Leone und Guinea zwar beschränkte 
internationale Hilfe erhalten. Die unterstützenden Staaten haben sich
aber weitgehend darauf konzentriert, Ebola-Behandlungszentren zu 
finanzieren und aufzubauen. Qualifiziertes Personal zu finden, haben 
sie weitgehend den Behörden vor Ort und Nichtregierungsorganisationen
überlassen. Bei der Schulung von Personal gibt es derzeit einen 
Engpass, der einer der Hauptgründe für die Verzögerungen von 
Hilfsmaßnahmen ist.
   Außerdem gibt es noch immer in weiten Teilen Westafrikas nicht 
genügend Einrichtungen, um Ebola-Patienten vor Ort zu identifizieren 
und zu isolieren. In ländlichen Regionen Liberias gibt es keine 
Transportmöglichkeiten für Laborproben, und in Sierra Leone wird 
Anrufern der staatlichen Ebola-Hotline oft gesagt, sie sollten 
Verdachtspersonen zu Hause isolieren.
   Die Epidemie in Westafrika hat bereits rund 6.000 Leben gefordert 
und noch immer sterben täglich viele einen qualvollen Tod. "Wir 
dürfen nicht zulassen, dass die internationale Ebola-Hilfe ein 
zweites Mal versagt", fordert Joanne Liu, internationale Präsidentin 
von Ärzte ohne Grenzen. "Dem schleppenden Start darf nicht eine Hilfe
folgen, die an den Bedürfnissen der Patienten vorbeigeht."
   Ärzte ohne Grenzen ist seit März 2014 zur Ebola-Bekämpfung in 
Westafrika tätig. Derzeit arbeiten Teams in Guinea, Liberia, Sierra 
Leone und Mali. Sie betreiben sechs Ebola-Behandlungszentren mit 
einer Kapazität von mehr als 600 Betten. Seit März hat Ärzte ohne 
Grenzen mehr als 6.400 Patienten aufgenommen, von denen etwa 4.000 
positiv auf Ebola getestet wurden. 1.700 Patienten haben bislang 
überlebt. Derzeit arbeiten etwa 270 internationale und 3.100 
nationale Mitarbeiter in den Ebola-Hilfsprojekten.
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