(ots) - KZ-Akte belegt späteren Tod des Malers Felix
Nussbaum
Bisher vermutete Todesdaten stimmen offenbar nicht - Osnabrücker
Künstler war in Auschwitz inhaftiert
Osnabrück.- Der jüdische Maler Felix Nussbaum ist offenbar später
gestorben als bislang angenommen. Das berichtet die "Neue Osnabrücker
Zeitung" (Samstag). Bei ihren Recherchen stieß die Zeitung auf ein
Dokument aus dem Konzentrationslager Auschwitz, das belegt, dass der
Osnabrücker Künstler noch nach den bisher vermuteten Todesdaten, dem
2. oder 9. August 1944, gelebt hat. Es handelt sich dabei um eine
Krankenakte aus Block 21 des Stammlagers Auschwitz, in dem die
Chirurgische Abteilung des Lager-Hospitals untergebracht war. In der
Akte sind Namen und Gefangenennummern sowie Diagnosen von Häftlingen
verzeichnet, darunter findet sich auch Felix Nussbaum. Demnach wurde
er am 20. September 1944 wegen einer Blase am linken Zeigefinger
behandelt. Seine Häftlingsnummer B-3594 passt laut Danuta Czech,
einer ehemaligen Mitarbeiterin des Staatlichen Museums
Auschwitz-Birkenau, in die Reihe der Nummern, die die Männer aus
Nussbaums Deportationszug erhalten hatten. Das Auschwitz-Museum ist
im Besitz einer Kopie dieser Akte, das Original liegt nach den
Recherchen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" im russischen Staatsarchiv
in Moskau.
Der 1904 in Osnabrück geborene jüdische Maler gilt als Ikone der
Kunst. In seinen Werken befasste er sich mit Exil und Verfolgung,
sein "Selbstbildnis mit Judenpass" aus dem Jahr 1943 ist sein
zentrales Bild. Im Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus wird sein Werk
präsentiert.
Nussbaum, der nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im
Exil in Italien, Frankreich und ab 1937 in Brüssel lebte, war am 20.
Juni 1944 mit seiner Frau Felka Platek von der Wehrmacht zunächst ins
Sammellager Mechelen, nahe Brüssel, verschleppt worden. Von dort ging
es am 31. Juli 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, wo der
Transport am 2. August ankam. Dass Nussbaum in einem dieser
Güterwaggons saß, belegt die Liste des 26. und zugleich letzten
Judentransports von Mechelen. Insgesamt 563 Personen sind auf der
Liste verzeichnet. 300 Männer, 263 Frauen. An Stelle 284 ist Nussbaum
mit dem Zusatz "Kunstmaler" genannt - direkt gefolgt von seiner Frau
Felka. Dies war bislang das letzte bekannte Dokument, auf dem der
Name des Osnabrückers auftaucht. Und weil bei Ankunft in Auschwitz
ein Teil der Häftlinge direkt in die Gaskammer geschickt wurde,
gingen Experten davon aus, dass Nussbaum darunter war und folglich am
2. August 1944 gestorben sein musste. Ein Todeserklärungsbeschluss
des Amtsgerichtes Osnabrück vom 24. August 1955 nannte hingegen den
9. August 1944 als Todeszeitpunkt.
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