(ots) - Es gibt Themen, bei denen anscheinend nur noch
Schwarz oder Weiß gilt. Der Israel-Gaza-Krieg ist so ein Thema, das
seine Betrachter zu einer eindeutigen Positionierung zu zwingen
scheint. Der Staatsbankrott in Argentinien ist ein weiteres. Die
Einen aus dem wirtschaftsliberalen Lager beklagen die Borniertheit
des Schuldners. Statt Argentinien nach der 2001er Pleite von Grund
auf zu sanieren, pflege die Elite des Landes lieber die Legende vom
Opfer, das von den internationalen Finanzmärkten für seinen
Widerstand abgestraft werde. Diese Kritik ist insofern berechtigt,
als Argentinien selbst entschieden hatte, seine Anleihen in US-Dollar
herauszugeben. Anstatt den ganz harten Weg der Staatssanierung zu
gehen, unterwarf man sich freiwillig dem amerikanischen Rechtssystem.
Man muss dagegen kein Sozialist sein, um vor allem das Gebaren der
Hedgefonds als unerträglich zu brandmarken. Wer Schrottpapiere für
'nen Appel und 'n Ei aufkauft, um später den ursprünglichen Nennwert
zu verlangen, handelt nach klassischem Rechtsverständnis
sittenwidrig. Die internationale Staatengemeinschaft hat es nach der
großen Finanzmarktkrise schlicht versäumt, eine ihrer Hauptursachen,
die Wetten auf Kredite, zu unterbinden. Die positive Nachricht der
Argentinien-Krise: Auf die Weltwirtschaft wird die zeitweise
Zahlungsunfähigkeit des Landes so gut wie keinen Einfluss haben. Die
US-EU/Russland-Krise um die Ukraine birgt dagegen ein viel größeres
Schadensrisiko. Der negative Effekt: Die Euro-Kritiker könnten wieder
Aufwind bekommen - frei nach dem populistischen Motto: "Macht doch
nichts, wenn überschuldete Staaten pleitegehen." Eine gefährliche
Verkürzung.
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