(ots) - Duisburg festigt mit dem Verbot von Gregor
Schneiders Kunstwerk "totlast" seinen Ruf als Stadt, in der kaum noch
etwas gelingt. Oberbürgermeister Sören Link war frühzeitig in die
Planungen eingeweiht. Das Projekt im ersten Planungsstadium zu
stoppen, hätte nicht halb so viel Wirbel ausgelöst.
Ein Oberbürgermeister verbietet ein Kunstwerk, weil er glaubt,
seine Stadt sei "noch nicht reif dafür"! Die Worte offenbaren ein
paternalistisches, undemokratisches Denken, das die Bürger auf dem
intellektuellen Horizont von Kindern wähnt, die zum eigenen Wohl
bevormundet werden müssen. Es wäre ja niemand gezwungen gewesen, sich
den Erfahrungen in Schneiders Werk auszusetzen. Das Verbot nimmt der
Stadt eine Chance, die sie braucht. Es fügt den ohnehin schon üblen
Imageschäden der Stadt auch noch den von kunstfeindlichem
Hinterwäldlertum hinzu.
Dieser Zensurfall legt aber auch ein sozialdemokratisches
Kunstverständnis bloß, das sich längst von der Vorstellung von "Kunst
für alle" gelöst hat: Kunst ist spätestens seit dem
Kulturhauptstadtjahr 2010 der SPD nur noch dann genehm, wenn sie dem
Stadtmarketing und der touristischen Vermarktung dient - oder zur
Bildung von Kindern und Jugendlichen beiträgt. Die Idee, dass Kunst
ihren Sinn in sich hat und schon deshalb respektiert werden muss,
kommt nicht mehr vor. Dabei kann Kunst das letzte Reservat sein, in
dem Menschen frei von ökonomischem Druck sinnlich-geistige
Erfahrungen machen, ohne fremdbestimmt zu sein.
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