(ots) - Die Fußball-WM in Brasilien hatte noch nicht
begonnen, da zeichneten die Skeptiker das Horrorszenario eines
protestierenden Landes, das mit dem Anpfiff im Chaos versinken würde.
Eines größenwahnsinnigen Landes, das seine Stadien nicht
fertigstellen würde. Eines überforderten Landes, das nicht in der
Lage sein würde, die größte Sportveranstaltung der Welt auszurichten.
All dies war schlicht und ergreifend Panikmache.
Seit gut zwei Wochen wird in herrlicher Atmosphäre Fußball
gespielt. Die Straßen in Rio, São Paulo oder Fortaleza sind bemalt,
die Brasilianer feiern ihre Seleção. Natürlich sind auch zahllose
leidenschaftslose Claqueure mit Tickets von Sponsoren oder Verbänden
in den Arenen. Dies ist ärgerlich, jedoch leider bei allen
Großveranstaltungen der Fall. Quatsch war lediglich, in Orten wie
Manaus, Curitiba oder Cuaiba nutzlose Luxusstadien zu errichten.
Diesem Irrsinn sind jedoch auch die Südafrikaner verfallen. Und
wie lange lag eigentlich die WM-Arena in Leipzig brach? Diesen Irrweg
muss der Weltfußballverband Fifa beenden. Schließlich kann kein
vernünftiger Mensch wollen, dass Großveranstaltungen künftig nur noch
in reichen Länder abgehalten werden.
Genau deshalb war es richtig, Brasilien die WM zu geben. Unterhalb
des Äquators entwickelt sich eine Copa der Leidenschaft mit
Abertausenden Fans aus den Nachbarländern. Sportlich ist die WM
ebenfalls eine Sensation: Die Lateinamerikaner trumpfen im gewohnten
Klima mit ungewohnter taktischer Ordnung auf. Schön, dass das alte
Fußballeuropa realisiert, dass andernorts grandiose Arbeit geleistet
wird. Kleine wie Costa Rica oder Algerien lassen staunen, ehemals
Große wie Italien, England, Portugal oder Spanien auch. Mit der
feuchten Luft in Manaus oder dem Regen in Natal hat deren Versagen
nichts zu tun, eher mit Überheblichkeit (Italien), Realitätsverlust
(England), Arroganz (Portugal), Alter (Spanien).
Die erste Bilanz? Großer Fußball, kleine Probleme - und bald ein
neuer Weltmeister. Es wäre nicht überraschend, bliebe die Copa in
Amerika.
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