(ots) - Es ist noch gar nicht so lange her, da waren
Länderspiele mit deutscher Beteiligung alles andere als ein
Vergnügen. Beim Confederations Cup 1999 etwa hieß der Bundestrainer
Erich Ribbeck, und seine Nationalspieler trugen Namen wie Ronald Maul
oder Heiko Gerber. Entsprechend derb gingen die "Rumpelfüßler" im
Jahr darauf bei der EM mit dem Ball um. Auch das Gekicke, mit dem
Teamchef Rudi Völlers Mannschaft 2002 Vize-Weltmeister wurde, war
eher unansehnlich. Langer Vorrede kurzer Sinn: Seit gut zehn Jahren,
seit Joachim Löw die Geschicke der Nationalmannschaft (mit-)bestimmt,
spielt die DFB-Auswahl schöneren, anspruchsvolleren und
unterhaltsameren Fußball als in der Phase davor. Schnelles Spiel,
kurze Pässe, Tore en masse - rein rechnerisch ist Löw mit
durchschnittlich 2,20 Punkten pro Partie der beste aller
Bundestrainer. Doch noch hat er nicht mit den Fans die "Welle"
gemacht - wie Europameister Berti Vogts 1996 in Wembley. Noch ist er
nicht gedankenverloren über den Rasen geschritten - wie Weltmeister
Franz Beckenbauer 1990 in Rom. Noch hat er kein Wunder bewirkt - wie
Sepp Herberger 1954 in Bern. Höchste Zeit also für den sympathischen
Schwarzwälder, all die herrlich herauskombinierten zweiten und
dritten Plätze hinter sich zu lassen. In Brasilien, das Sommermärchen
2006 gemeinsam mit Chefcoach Jürgen Klinsmann mitgezählt, startet
Joachim Löw den mittlerweile fünften Versuch, einen großen Titel zu
gewinnen. Er weiß, dass es wohl sein letzter Anlauf sein wird.
Deshalb setzt er erstmals voll auf Risiko. Diesmal verzichtet er,
abgesehen vom alterslosen Miroslav Klose, auf Stürmer. Diesmal
verzichtet er, zugunsten talentierter Jungs wie Erik Durm oder
Matthias Ginter, auf hölzerne Routiniers à la Heiko Westermann oder
Marcell Jansen. Diesmal muss Löw liefern. All seine Entscheidungen
deuten darauf hin, dass er selbst dies ebenso sieht. Scheitert er
erneut, sollte er die Konsequenzen ziehen. Schöner jedoch wäre, er
hätte in Brasilien mit seinem schönen Fußball jenen großen Erfolg,
den er verdient hätte.
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