(ots) - Das kann man nicht besser erfinden, so ein
Saisonfinale hat Ostwestfalen noch nicht erlebt. Während die Arminia
in Dresden alles mobilisieren muss, um dem Direktabstieg in die
dritte Liga zu entgehen, treibt es der SC Paderborn auf die Spitze.
Nur noch 90 Minuten trennen den Verein davon, erstklassig zu sein.
Worauf könnte sich eine Mannschaft noch mehr freuen? Es ist kein
Widerspruch, würde die SCP-Elf trotzdem an diesem 11. Mai 2014 beim
Anpfiff der Partie gegen Aalen Herzklopfen und einen Kloß im Magen
sitzen haben. Denn natürlich macht es einen Unterschied, um Platz elf
zu kicken oder um Rang zwei. Der SC Paderborn in der Bundesliga -
wäre Alice ein Fußballer, hätte dies eine Menge von Wunderland. Noch
sind die Jungs von Trainer André Breitenreiter nicht drin, aber es
sieht gut aus. Und es besteht auch kein Anlass anzunehmen, sie
könnten komplett die Nerven verlieren. Bisher haben sie eine
erstaunliche Souveränität an den Tag gelegt. Alles locker demnach,
wenn auch am 34. Spieltag mit dem großen Ziel so dicht vor Augen doch
nicht so ganz. Dabei ist es der schönste Druck, den ein Team
überhaupt haben kann. Nur muss es dazu in der Lage sein, dies genauso
zu sehen und einen Vorteil daraus zu ziehen. Der SCP tritt im übrigen
in der Gewissheit an, dass es mehrere Optionen zum Aufsteigen gibt.
Gewinnt Fürth nicht, könnten sich die Paderborner auch als
Passivsieger zum Rathaus begeben. Nicht optimal, aber egal. Was ihnen
sicher bleibt, ist die zweite Gelegenheit namens Relegation. In
Bielefeld wären sie schon froh, wenn sie diesen Umweg nehmen dürften.
Die kleine Rettungstournee würde über Dresden gleich weiter nach
Darmstadt führen. Im Vergleich zum SCP liegt auf den
Arminia-Schultern eine tonnenschwere Nervenlast. In Sachsen müssen
die Gäste zwingend gewinnen. Sorgen macht die seltsame Statistik. 17
Mal schaffte Dynamo ein Unentschieden. Es gilt, einen
Remis-Spezialisten in seiner Königsdisziplin die Stirn zu bieten und
ihm eine Niederlage reinzudrücken. Zweifellos ist es vorher viel
angenehmer, im Paderborner Trikot zu stecken als in dem von Arminia.
Positiver Stress hier, negativer Stress dort - die Ergebnisse
scheinen vorgegeben. Paderborn würde das zu gern bestätigen, die
Bielefelder wollen die Annahme widerlegen. Kann schon sein, dass die
Hartgesottenen klare Kante fahren. Soll heißen: Es werden wohl aus
Bielefeld nicht gerade kübelweise Glückwunschtelegramme nach
Paderborn gekarrt, umgekehrt wird in der Domstadt kein Mangel an
Taschentüchern ausbrechen, weil die mit Tränen im Falle eines Abflugs
der Leinenstädter draufgegangen sind. Erst- und drittklassig spielten
die beiden besten örtlichen Fußballteams zuletzt übrigens 2008/2009.
Da war die Hackordnung noch traditionell - also andersherum. Noch ist
bei der Eingruppierung für die neue Saison alles möglich. Der Fußball
lässt sich nicht immer etwas vorschreiben.
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