(ots) - Der katholische Bischof von Essen, Franz-Josef
Overbeck, ist nach einer Krebserkrankung 2002/2003 in eine
mehrjährige Glaubenskrise geraten. "Ich habe zwar Gottesdienste
gefeiert, die Riten vollzogen, auch das Brevier gebetet, wie das der
Priester so tut. Aber im tiefsten Inneren, existenziell war ich nicht
dabei", sagte der 49-Jährige dem "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Donnerstag-Ausgabe). Fast anderthalb Jahre habe es ihm zu schaffen
gemacht, dass es ihm "beinahe unmöglich" gewesen sei, sich auf
Predigten vorzubereiten, weil ihm die eigenen Worte hohl vorkamen,
sagte Overbeck, der sich nach der Krebsdiagnose einer Therapie
unterzogen hatte und inzwischen als geheilt gilt. "Ich habe
monatelang nicht mehr beten können", bekannte der Geistliche weiter.
"Ich hatte das Gefühl, wenn du das jetzt nicht tätest, wäre es
genauso. Das war unglaublich schwer, für mich persönlich, aber auch
im Blick auf meinen Beruf. Als Priester will ich schließlich das
leben, was ich verkünde." Zwar sollte der nicht seine Probleme zum
Problem seiner Zuhörer machen. "Aber trotzdem gelangen meine Worte ja
durch mich hindurch zum Hörer, durch die Art, wie ich bin", so
Overbeck Geholfen habe ihm dann die Erfahrung, dass andere für ihn
beteten. Er habe gedacht: "Darauf verlässt du dich jetzt einfach."
Seitdem verstehe er Menschen besser, die mit Gott nichts anfangen
können, an ihm irre würden und verzweifeln. Gelernt habe er zudem,
dass im geistlichen Leben nichts allein mit Willenskraft zu erreiche
sein. "Es geht vielmehr um Einwilligung: Die Dinge sind, wie sie
sind." Das hat mir auch geholfen, Menschen besser zu verstehen. Der
Bischof warnte davor, Krankheiten und Schmerzen geistlich zu
überhöhen. "Ich tue mich schon schwer mit der Rede, der Christ werde
im Leiden Jesus, dem Schmerzensmann, ähnlich. Da möchte ich Jesus
nicht vereinnahmen."
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