(ots) - Seit Beginn der Finanzkrise hat Allianz-Chef
Michael Diekmann nicht mehr so vergnügt eine Bilanzpressekonferenz
durchgestanden wie am Donnerstag. Ein Scherzchen hier, ein Lächeln da
- so hat der 59-Jährige den Großteil der Veranstaltung als Soloshow
bestritten. Den Vorständen für Finanzen und Investments an seiner
Seite blieb bestenfalls eine Nebenrolle. Woher kommt die gute Laune?
Die Reaktion der Investoren kann es nicht gewesen sein. Schon am
frühen Morgen war klar, dass der Aktienkurs nach unten weist. Das
vierte Quartal sorgte für Stirnrunzeln insbesondere mit Blick auf die
Performance von Pimco. Trotzdem konnte die Kursreaktion kein echter
Stimmungskiller sein. Schließlich war der Allianz-Kurs zuvor allein
seit Anfang Februar um satte 9% gestiegen.
Die eigentliche Quelle der Freude ist dennoch an anderer Stelle zu
orten: Die Allianz ist zurückgekehrt zur alten Stärke aus den Zeiten
vor der Finanzkrise. Noch niemals hat der Münchner Versicherer mehr
Geld erlöst als im vergangenen Jahr. 111 Mrd. Euro Umsatz sind eine
stolze Zahl. Wichtiger noch: Der operative Gewinn bewegt sich wieder
auf dem Niveau der goldenen Zeiten 2006/2007. Sicherlich ist beim
Nettoergebnis noch ein ganzes Stück zu gehen, aber der Ausgleich
wegfallender Kapitalerträge braucht mehr Zeit. Eine weitere Zahl
fernab der leblosen Gewinn-und-Verlust-Rechnung illustriert die
gelungene Genesung: Weltweit zählen die Münchner nun 83 Millionen
Kunden. Auch in dieser Sichtweise ist das Niveau vor der Finanzkrise
wieder erreicht. Im Jahr 2007 wurden 80 Millionen Kunden inklusive
der Dresdner-Bank-Klientel von München aus bedient.
Die Stimmungslage der Allianz fasste Diekmann in der spontanen
Reaktion auf eine Journalistenfrage zusammen, in der die Vokabel
"befürchten" vorkam. Seine Replik weit über den nachgefragten
Sachverhalt hinaus: "Das Schöne ist, befürchten müssen wir gar
nichts."
Das letzte Mal, als die Allianz glaubte, nichts mehr befürchten zu
müssen, posaunte das Management ambitionierte Mehrjahresziele für die
Gewinnsteigerungen hinaus. Wenig später begann die Finanzkrise, und
die Vorgaben mussten kleinlaut eingesammelt werden. Im Jahr 2014
dagegen genießt die Allianz zwar ihre Furchtlosigkeit, tastet sich
aber trotzdem vorsichtig voran und bastelt detailversessen an
allerlei operativen Verbesserungen. Dies mag kein Vergnügen sein. Für
die Aktionäre ist dies jedoch die eigentliche Quelle der Freude,
schließlich erhöht es die Chancen auf hohe Gewinne auch in der
Zukunft.
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