(ots) - Kritik in der Schublade
Nach jeder Berlinale bilanziert die Kritik dieselben Missstände.
Wir erlauben uns, das Ritual gleich vorab durchzuhecheln. Dann ist
die Sache erledigt, und alle können sich unbeschwert auf die Filme
konzentrieren.
1. Die großen Arthouse- Regisseure gehen lieber nach Cannes als
nach Berlin. Und wenn doch mal wieder Lars von Trier kommt, bringt er
einen Film mit, der bei ihm zu Hause schon im Kino läuft. Stimmt.
2. Hollywood ist kaum noch vertreten, nutzt den Wettbewerb
allenfalls außer Konkurrenz als Reklame und geizt mit Weltpremieren.
Stimmt auch.
3. Jedes Jahr erfindet die Berlinale neue Nebenschauplätze - bis
hin zur Slow-Food-Bewegung, die diesmal sogar in eigenen Futter-Buden
vertreten ist. Auch richtig.
Aber gerade die Fressbude bietet das entscheidende Stichwort für
die alljährliche Gegenargumentation: Als einzige
Publikumsveranstaltung unter den A-Festivals ist die Berlinale eine
Orgie der Filmliebhaberei - die ihre 300 000 Tickets eben nicht nur
für Clooneys Blockbuster verkauft - sondern auch für das abseitige,
grenzgängerische und verschrobene Kino. Das ist auch was wert.
Daniel Benedict
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