(ots) - Einer der stimmungsvollsten Kinofilme der
letzten Monate handelt von Vampiren - und von ihrer Liebe zur Kunst.
Adam (Tom Hiddleston) und Eve (Tilda Swinton) haben in ihrem mehr als
1000-jährigen Leben auf der Erde schon so viel gehört, gesehen,
gelesen und dennoch nie ihre Neugier verloren. Sie saugen Bücher
(Eve) und Musik (Adam) aus und auf. »Only Lovers Left Alive« ist ein
Plädoyer dafür, nie damit aufzuhören, Erfahrungen zu machen. Reisen
anzustellen, um herauszufinden, was man am Leben, insbesondere an der
Kunst, liebt. Die Berlinale ist gleichermaßen ein wunderbares Ziel
und ein wunderbarer Ausgangspunkt für eine dieser Reisen. Wer sich
die Liste der Filme ansieht, die in Berlin um die Auszeichnungen -
die Bären - konkurrieren, wird vielleicht denken: Yannis Economides?
Nie gehört (er ist der Regisseur des Films »To mikro psari«). Oder
Jonathan Da Rosa. Er spielt die Hauptrolle in »Historia del miedo«.
Und: Ist das schlimm, sie nicht zu kennen? Nein, aber es wäre ein
Versäumnis, sie nicht zumindest kennenlernen zu wollen. Denn ganz
gleich, ob ihre Arbeit den Betrachter am Ende überzeugt oder nicht:
Er hat etwas gelernt, also so oder so eine Bereicherung erfahren. Jim
Jarmusch, der Regisseur von »Only Lovers Left Alive«, hat aus dem
Sammeln von Erfahrungen sogar eine Pflicht, eine Gesetzmäßigkeit
gemacht: »Strummer's law«, benannt nach dem Punkrocker Joe Strummer.
Der Inhalt ist sinngemäß: Auch dann, wenn man es sich gerade so
richtig gemütlich gemacht hat - ob auf dem Sofa oder in seiner
Weltanschauung -, soll man sich immer wieder aufraffen. Die
Konsequenz könnte sinngemäß sein: Konzerte von Bands besuchen, die
nicht auf WDR 2 gespielt werden, Bücher zu lesen, die nicht auf der
»Spiegel«-Bestsellerliste stehen, Filme zu sehen, die bei der
Berlinale laufen und nicht George Clooney als Zugpferd haben.
Natürlich ist es nicht verwerflich, all das doch zu tun, Kunst zu
konsumieren (und zu mögen!), die einem Massengeschmack entspricht.
Schließlich kann man auch so argumentieren: Meine Freizeit ist so
knapp bemessen, mein Leben ist so kurz, ich möchte auf Nummer sicher
gehen. Was vielen gefällt, wird wohl nicht so schlecht sein (obgleich
die Weltgeschichte auch andere Beispiele liefert). Es geht nicht
darum, Menschen nach ihren Vorlieben zu beurteilen. Es geht darum,
sie dazu anzuregen, nicht immer das Gewohnte zu tun, zu hören, zu
lesen, zu sehen. Unter www.berlinale.de gibt es noch Karten. Clooneys
Beitrag »Monuments Men« handelt übrigens von einer Gruppe von
Kuratoren und Kunsthistorikern, die im Zweiten Weltkrieg Schätze
historischen Werts retten, bevor sie von den Nazis oder durch
Kriegshandlungen zerstört werden. Ein Film, der die Kunst würdigt.
Würdigen wir, die Zuschauer, doch einfach häufiger die Kunst - auch
jenseits des Mainstreams. Und natürlich auch immer noch gern mithilfe
von Mr Clooney.
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Andreas Kolesch
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