(ots) - Klassiker für die Zeiten der Krise
Goethe - war das nicht der Zitatelieferant, der Klassiker auf dem
Marmorpodest, die nie gelesene Prachtausgabe im Regal? Der
Dichterfürst war uns lange fern. Doch jetzt sollten wir ihn wieder
lesen, weil sein Werk von Krisenerfahrungen handelt, die den unseren
erstaunlich genau ähneln. Denn auch Goethe erlebte einen Schub der
Globalisierung, den Zerfall politischer Ordnungen, Kulturkonflikte
und mediale Expansion. Dagegen hilft nur die Ordnung, die man sich
selbst gibt. Das wusste Goethe wie kein Zweiter. Und damit ist er
heute unser großer Ratgeber.
Seine Texte dürfen deshalb nicht als Denkmäler bestaunt, sie
müssen als Versuche neu erkundet werden, dem Leben und vor allem dem
Zusammenleben Form zu geben. Goethe hat sich damit allen zentralen
Fragen gestellt. Ist Humanität lebbar, gerade im Konflikt?
("Iphigenie") Wie wird der Mensch ein Individuum? ("Wilhelm
Meister"). Wie können Kulturen kommunizieren? ("West-östlicher
Divan") Goethes klassisch gemessene Sprache funktioniert als Medium
tragfähiger Antworten. Form avanciert zur ethischen Botschaft. Damit
spricht Goethe zu uns, gerade heute.
Stefan Lüddemann
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