(ots) - Höher, schneller, weiter. Das ist das Grundprinzip 
des Sports. Man kann den Sport im Grunde vergessen, wenn es außer 
Kraft gesetzt wird. Das Prinzip jedoch ist bedroht. Was ist es noch 
wert, wenn seine wichtigste Voraussetzung wegbricht: die Fairness? 
Der Weitspringer Markus Rehm ist weit davon entfernt zu betrügen. Er 
trainiert hart und ist nach einem tragischen Unfall auf eine Prothese
angewiesen. Wie der Sehschwache auf seine Brille. Die Frage, ob sein 
Karbonbein ihm einen Vorteil gegenüber der unversehrten Konkurrenz 
verschafft, führt auf kurzem Wege zu einem wachsenden Dilemma des 
Sports. Die gesunde Konkurrenz macht nämlich ziemlich kranke Sachen. 
Um höher, schneller, weiter zu kommen, wird nicht nur hart trainiert.
Nicht wenige tricksen und experimentieren. Klassisches Doping findet 
seine Steigerung im unsichtbaren Gendoping oder im sogenannten 
Technodoping, der Manipulation sämtlicher Geräte. Rehm ist auf sein 
Hilfsmittel angewiesen - und tritt in eine Szene ein, in der alles 
auf seine leistungssteigernde Wirkung geprüft wird. Längst geht es 
dabei nicht mehr nur um Skiwachs oder Rennanzüge. Es geht um den 
menschlichen Körper selbst. Wenn Schwimmer sich eine Glatze 
verpassen, um flinker durchs Wasser gleiten zu können, mag das noch 
lustig wirken. Wenn - wie Insider berichten - sich Athleten ohne 
medizinische Indikation operieren lassen, um bessere 
Hebelverhältnisse zu erlangen, als die Natur es vorsah, dann ist das 
was? Genau, Frankenstein. Rehm will keinen Ärger, der 
Leichtathletik-Verband auch nicht. Klärung statt Konflikt lautet die 
Devise. Ähnlich fing es bei Oscar Pistorius an, das war auch gut so. 
Das Recht auf einen gemeinsamen Wettkampf mit Nichtbehinderten wurde 
schließlich höher eingestuft als die Angst vor den Vorteilen der 
Superprothesen. Davongelaufen ist Pistorius ja auch nicht allen, Rehm
hat es auch noch nicht auf acht Meter gebracht im Weitsprung, trotz 
jahrelangen Übens. Doch der Konflikt des Sports ist längst da. Fast 
möchte man ein anderes Prinzip aus seiner Mottenkiste holen, wenn das
Höher-Schneller-Weiter immer mehr Nebenwirkungen auslöst. Das Prinzip
lautet: Dabeisein ist alles.
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