(ots) - Glücklich die Zeiten, als der Fernsehapparat nur
einen Drehknopf für die Wahl zwischen Erstem und ZDF hatte.
Glückliche Zeiten? Oder vielleicht doch auch langweilige Zeiten? Der
Start fürs Privatfernsehen am 1. Januar 1984 jedenfalls fegte zuerst
einmal die gute alte TV-Übersichtlichkeit hinweg: Die "Privaten",
allen voran Sat.1 und RTL, überfluteten das Fernsehvolk nach
tastendem Beginn schon bald mit schierer Masse. Doch das Viele, das
da plötzlich aus der Glotze flimmerte, war irgendwie auch anders.
Grelle Bilder, schnelle Bilder: "Ran" revolutionierte die
Sportberichterstattung. Aus der Abendunterhaltung für die ganze
Familie wurden Expeditionen zu den Rändern der Peinlichkeit. Und als
1990 Hugo Egon Balder die italienische Busen-Show "Tutti Frutti" für
RTLzum Quotenrenner machte, brachen die letzten Dämme: Das vormalige
Programm der Schmuddelkinos in Bahnhofsnähe besetzte bei den Privaten
im Handumdrehen die Sendeplätze nach 23 Uhr. Inzwischen wurde auch
nachmittags gefunkt - und nirgends war der zappende Zuschauer mehr
sicher vor dem, was Harald Schmidt vom hohen Ross herab als
"Unterschichten-TV"verulkte. Aber die Bühne, auf der er seinen Spott
absondern konnte, wurde über Jahre eben auch von den Privaten zur
Verfügung gestellt. Neue Moral, neue Ästhetik: Auch die
Öffentlich-Rechtlichen senden in weiten Teilen längst so, wie die
Privaten es ihnen vorgemacht haben. Doch sie alle sind ihrerseits
mittlerweile vom Internet mit seinem User-generated Content überholt.
Ob's also gut war, vor 30 Jahren die Schleuse für die Privaten zu
öffnen, oder vielleicht doch nicht so gut - eine Frage wie diese
erübrigt sich. Es war weder gut noch schlecht: Es war unausweichlich.
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